Das Wort und das Bild.
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dabei aufhalten, am wenigsten sie verewigen'. (An Caroline,
27. Febr. 1799.)
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Mein Manifest beim ersten öffentlichen Dada-Abend (im
Zunfthaus Waag) war eine kaum verhüllte Absage an die Freunde.
Sie haben’s auch so empfunden. Hat man je erlebt, daß das erste
Manifest einer neu gegründeten Sache die Sache selbst vor ihren
Anhängern widerrief? Und doch war es so. Wenn die Dinge
erschöpft sind, kann ich nicht länger dabei verweilen. Das ist
mir von Natur so gegeben; alle Gegen-Überlegung würde wenig
fruchten.
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Von der Bibliothek Lombrosos „Genie und Irrsinn“. Über die 8. VIII.
Insassen der Irrenhäuser denke ich heute anders als vor zehn
Jahren. Die neuen Theorien, die wir aufstellten, streifen in ihrer
Konsequenz bedenklich diese Sphäre. Die Kindlichkeit, die ich
meine, grenzt an das Infantile, an die Demenz, an die Paranoia.
Sie kommt aus dem Glauben an eine Ur-Erinnerung, an eine bis
zur Unkenntlichkeit verdrängte und verschüttete Welt, die in der
Kunst durch den hemmungslosen Enthusiasmus, im Irrenhaus aber
durch eine Erkrankung befreit wird. Die Revolutionäre, die ich
meine, sind eher dort, als in der heutigen mechanisierten Literatur
und Politik zu suchen. Im unbedacht Infantilen, im Irrsinn, wo
die Hemmungen zerstört sind, treten die von der Logik und vom
Apparatus unberührten, unerreichten Ur-Schichten hervor, eine
Welt mit eigenen Gesetzen und eigener Figur, die neue Rätsel
und neue Aufgaben stellt, ebenso wie ein neuentdeckter Weltteil.
Im Menschen selbst liegen die Hebel, diese unsere verbrauchte
Welt aus den Angeln zu heben. Man braucht nicht wie jener antike
Mechaniker nach einem Punkte draußen im Weltall zu suchen.