Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Das Wort und das Bild. 
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manns und Meidners Kosmogonien und irrsinnige Fixsterne er 
innern ihn an Bölsche und Carus Sterne. Er möchte die Dinge 
strenger geordnet wissen, weniger willkürlich, weniger strotzend 
von Farbe und Poesie. Er empfiehlt die Planimetrie gegen die 
gemalten Weltauf- und -Untergänge. Wenn er für das Primitive 
eintritt, meint er den ersten abstrakten Aufriß, der die Komplika 
tionen zwar kennt, aber sich nicht mit ihnen einläßt. Das Senti 
ment soll fallen und auch die erst auf der Leinwand erfolgende 
Auseinandersetzung. Eine Verliebtheit in Kreis und Würfel, in 
scharf schneidende Linien. Er ist für die Verwendung eindeutiger 
(am liebsten gedruckter) Farben (buntes Papier und Stoff); über 
haupt für die Einbeziehung der maschinellen Akkurateß. Mir 
scheint, er liebt Kant und Preußen, weil sie (auf dem Exerzier 
platz und in der Logik) für die geometrische Aufteilung der 
Räume sind. Jedenfalls liebt er das Mittelalter am meisten seiner 
Heraldik wegen, die phantastisch und doch präzis, ganz da ist, 
bis in die letzte überhaupt hervortretende Kontur. Wenn ich ihn 
recht verstehe, kommt es ihm nicht so sehr auf Reichtum, als 
auf Vereinfachung an. Was die Kunst vom Amerikanismus in 
ihre Prinzipien aufnehmen kann, darf sie nicht verschmähen; sie 
verbleibt sonst in einer sentimentalen Romantik. Gestalten heißt 
ihm: sich abgrenzen gegen das Unbestimmte und Nebulöse. Er 
möchte die Imagination reinigen und alle Anspannung auf das 
Erschließen nicht so sehr ihres Bilderschatzes als dessen richten, 
was diese Bilder konstituiert. Seine Voraussetzung dabei ist, daß 
die Bilder der Imagination bereits Zusammensetzungen sind. Der 
Künstler, der aus der freischaltenden Imagination heraus arbeitet, 
erliegt in puncto Ursprünglichkeit einer Täuschung. Er benutzt 
ein Material, das bereits gestaltet ist und nimmt also Klitterungen 
vor.
	        
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