sein können. Es selbst, dieses Sein und Schönsein im Fortwirken
ist der wahre Ruhm. Wer ihn hat, wird nicht mit ihm gekrönt
und bekränzt und geschmückt durch Um- und Fachwelt: Er schmückt
und kränzt sich selbst in edler Tat. Er schlägt sein Bild Ln ein
dauerhafteres Element als in menschliche Meinung und Schatzung:
in das plastische Element historischen Wirkens selbst, das geheimnis
voll den Rern seiner Existenz weiter tragt — auch ungesehen.
Beim Ruhme hängt Wert und Weiterwirken nicht mehr ab
von dem Verhalten, der Schatzung, der Ehrung Anderer: Hier
hängt umgekehrt der Wert, die Schatzbarkeit der Anderen, der Um-
und Nachwelt davon ab, daß sie den ehren, der sich mit Ruhm
bedeckt hat, der irdische Unsterblichkeit errang. So ist der Ruhm
ganz still und geräuschlos; aber größer und herrlicher als die Ehre,
die stets ein wenig klappert. Ehre bringen uns die Andern; wir
können uns nicht „mit Ehre bedecken". Aber wir können uns bedecken
mit Ruhm, auch als verlorener ungekanncer Posten Ln der Schlacht.
Im Sehnen nach dem Ruhme, da beginnt sich leise und unmerklich
unser geistiges Antlitz abzuwenden vom Irdischen und sich nach
einem Eben, wie nach Sternen zu kehren. Darum beginnt hier
zuerst der Durchbruch des Erlebens durch die Schranken und die
Angst des Irdischen und der Anbruch des Ewigen -Lebens und
seine innere Aufnahme im Vorgeschmack beginnen miteinander
Fühlung zu nehmen. Also ist der Ruhm die Vorstufe, das Eingangs
tor in das höhere, das geistige Fortleben der Person selbst — ein
wunderbares Mittelding zwischen wahrhafter Fortexistenz und
menschlicher Erinnerung.
Max Scheler