schauen. Die weltlichen Klöster eines in der heutigen Welt erneuten deutschen
Ordens wären wie der Mastbaum des Odysseus für solche Männer, die mitten
in der Schiffahrt ihres Berufs vor den Sirenenstimmen des Augenblicks ihre
Ohren mit wachs verstopfen, um des wirklichen Zieles nicht zu vergessen,
wäre es zu viel gesagt, daß zu den Mitteln, die einem solchen Orden seine
Unabhängigkeit, seine beschäftigte Stille und Abgezogenheit gewähren, die alten
Regeln der Armut, des Gehorsams und der Reinheit gehören müssen?
wir sagten es übrigens einander schon früher mit mancherlei Worten, daß
nur ein Mythus, ein unerhörtes und einsames Lebensbeispiel, das neue Wesen
einzuleiten und aufzurichten vermöchte. Mit so frommem und verlangendem
Blick wir Goethe nachschauen und den andern Großen, die das deutsche Volk
nach ihm noch hervorbrachte, so scheint es uns doch, als ob sie das ungeheuere
Erlebnis der gegenwärtigen Zeit wohl vorahnen, aber es nicht vertreten. Die
Spuren des neuen Mythus sind jetzt um uns, unfertig, dämmerhaft, in einem
beispiellosen Zustand der Unruhe und der Erwartung. Dieser Krieg führt
uns in die Hölle hinab und erhebt uns zugleich zu allen Sternen. Deutschland
trägt gewiß einen neuen Menschen in seinem Schoß. Er wird vielleicht von
einem Meister kommen und über diesen Meister hinausgehen, so wie Paulus
einst von einem Meister kam und wieder auf ihn zuschritt in einem weiten Kreis,
in dem alles beschlossen war: die Anknüpfung an das Gewesene und die Aus-
streckung gegen das Künftige. wer will sagen, daß die Kraft eines Einzelnen
nicht ausreiche, um zu erfüllen, was wir uns vorstellen von einem vollkommenen
Deutschen, der auf so festen wurzeln hinausragt in das Menschliche und All
gemeine? Gibt es nicht für dieses Höchste die Sprache der Musik? Und wenn
die Sprache der Musik es nicht umfassen sollte, gibt es nicht die Sprache der
Dichtung? Und wenn die Sprache der Dichtung es nicht erreichen sollte, gibt
es nicht die Wege einer erhabenen Staatskunst? So wie das Christentum
aus verachteten und über alles Elend der antiken Welt verstreuten Reimen
hervorging und schließlich den Gewalten seine Befehle gab, so wird dieses
neue Menschentum zugleich die Erfüllung und die Aufhebung eines alten Ideales
sein. In ihm erwarten wir nichts Geringeres als einen Wendepunkt und Wirbel
der Weltgeschichte. Vielleicht ist der Gedanke von der Verwaltung der Erde
dieser Gedanke und gibt dem Zeitalter der Weltwirtschaft, in das wir statt
mir Freudenfesten und Verbrüderungen mit blutigen Kämpfen jetzt eingetreten
sind, seinen kosmischen Sinn.
Man kann, ohne das Näherscheinende außer acht zu lassen, behaupten,
der gegenwärtige Rrieg zwischen den europäischen Reichen gehe letzten Endes
um die noch ungeraubten Reichtümer der Erde, um die Märkte Chinas und
der Türkei. Vielleicht hat gerade derselbe Umstand, der in anderen Worten
bedeutet, daß alle außereuropäischen Rassen dieser Erde jetzt unsere stummen
und aufmerksamen Zuschauer sind. die geistige Ebene dieses Krieges, wie er sich
in den Zeirungsblättern spiegelt, so sehr ins wilde und Kannibalische hinab
gedrückt. Trotz den Missionen und trotz vereinzelter gelehrter Berührungen
ging ja das Streben der weißen Völker noch niemals ganz und ernstlich um
die Seele all der fernen, für gering geachteten Heiden; und nun zum erstenmal