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si- jagen, wollen wir in Ehrfurcht hören. Und wenn ein solcher
feinen Mund auftut und spricht aus dem Trommelfeuer der Eham-
pagnefchlacht: „Ls gab kein Erbarmen für uns" oder aus den win
terlichen Kämpfen vor Grodno mit zerrissener Kehle: „Das war
grauenhaft", — wer möchte da noch ein Wort sagen? Wer möchte
das mit Stimmung begießen? Eibl es unbegreiflichen Stumpfsinn,
dem mit Sonnenuntergängen hinter zerschossenen Dorfruinen erst
ausgemalt werden muß, was geschieht? Dann sollten wir ruhig
vorübergehen und ihn seinem verdienten Schlaf überlassen.
Sn uns wird durch diese Berichterstatter nur zweierlei genährt:
Neugier und Sensationsbedürfnis. Sch meine, wir könnten beides
ruhig verhungern lassen.
Linen nehme ich aus: Arthur Höllischer. Was der erzählte
von Ostpreußen und seiner Verwüstung, das ist nicht von Berufs
wegen gesagt, sondern aus einem von Mitleid zerrissenen Herzen und
aus einer großen, erbarmenden Liebe heraus. Das brauchen wir
heute wie allezeit.
Wer aber nicht einfach erzählen will oder kann, was einfach
geschah, der schweige heut lieber. Er sei denn ein großer Dichter
oder ein großer Menschenfreund.
Aber die erstatten keine Berichte.
6. D.
Währenddessen lese '-ich von Kellermann über die Septemberkämpfe bei
La BassSe und Loos: das Blut flieht, der Mann fällt, bei ihnen, bei uns.
Die schweren Granaten reihen breite Löcher in die stürme« den Mauern der Fran
zosen, ;u Hunderten werden sie zerfetzt und zerrissen. Was gilt der Mensch? Der
Mensch ist nichts. Es ist unbegreiflich, dah nicht die Lonne am Himmel schmor;
wird und die Sterne erlöschen. Noch nach wahren werden die Völker schluchzen
«der diese Verirrung."
Auch das ist kein „Bericht".
Auch Kellermann wollen wir aurnehmen.
H. 6.