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Sie ist, was das Können angeht, wohl
sicher die schlechteste unter den bisher
bekannt gewordenen S Novellen Ld-
schmids. Nirgends durchschaut man
die vielbewunderte Technik so leicht
wie hier. Der mordende Perser in
der Pariser Spelunke» das kenternde
Boot im Starnberger See, der beulige
Kops im Dirnenhaus des genuesischen
Hafenviertels (0, der erhängte Konfir
mand im Park, der Brasilianer im
D-uud Schueesturm hinter Kowuo. Durch
solch eine Aufzählung vieler kleiner
Bilder wird einem schnell und ange
nehm das Bewußtsein des „rasenden
Lebens'* vermittelt. Auf die Dauer
aber (es kommt in jeder Geschichte!)
wirkt es doch etwas komisch. Alan
merkt die Technik: Der boxende Ehi-
nese in Westfalen, der am Tripper
leidende westfälische Geistliche im Blv-
menboot unterm Zudji. Seltene Si
tuationen in einfacher Gegend, ein
fache Situationen in seltener Gegend.
Nachfolger Gdschmids werden diesen
Zweig der Literatur mit Hilfe von
Baedeker und Konversationslexikonzu
ungeahnter Blüte bringen.
Dieses und mehreres durchschaut mau
lächelnd und freut sich im übrigen, daß
alle Schwächen gerade in dieser besten
Geschichte am sichtbarsten werden. Sie
werden nämlich deshalb sichtbar, weil
hier endlich das Können nicht mehr
ausreicht, weil es sich hier um Dinge
handelt, bei denen „Können" und Tech
nik nichts mehr helfen. Um Erkennt
nis, Bange-fein, Liebe, Demut. Auch
Per verbirgt sich die Erschütterung
hinter der groß-pathetischen Geste.
Aber mau durchschaut sie leicht und
sieht den Nleuscheu, der sie macht,
(wie hinter einem schlechten Akteur),
den armen» leidenden» rührenden
Nleuscheu.
Was tut es, daß dieser Offizier vo»
seiner Todesangst, die nichts anderes
ist als Lebensfreude, die bange ge
worden ist und nicht zu jubeln wagt,
was tut es, daß er in gequälte»
und nicht eben einfachen Worten vo«
ihr spricht? Die Hauptsache ist» daß
hier erlebt wird und daß das Er
lebte lebendig wird. Ein unendlich
wehes und süßes Gefühl von tiefster
Subruust erlebt und von der gleiche«
Subrnust wieder gerufen. Schmerz
lich und beseligend. Erschütternd —
ihn und uns. Was tut es, daß das
alles nicht „gekonnt" ist» daß es
krampfhaft erzählt wird und krampf
haft endigt, was tut das? Da alles
fo schön ist, so mehr als schön, so
menschlich. H. S.
Gustav Alegrink, Der Go
lem. Kurt Wolf Verlag.
Schon lauge wußte mau von diesem
Nomau. Hier und da waren Bruch
stücke zu lesen und es wurde mehr über
ihn geredet als über manches fertige
Buch. Seht ist er da, ein fertiges
Buch. Aber mau mag nicht glauben»
daß es „fertig" ist und erledigt wie
andere Bücher» wenn sie gedruckt
sind. Alan würde sich vielmehr gar
nicht wundern, wenn es beim zweite«
und dritten Lesen recht anders wäre»
als beim ersten, recht verwandelt. Alan
erwartet alles mögliche, nein, im Ge
genteil, alles unmögliche für diese«
außerordentliche Buch.
Wie soll ich es nun kritisieren? Sch
möchte ja gar nicht, daß es au irgend
einer Stelle anders wäre, als es ist.
3ch möchte nicht einmal, daß der (von
keiner Schiller-Zigur au märchenhaf
tem Edelmut übertroffeue) jüdische
Studiker Eharousek wahrscheinlicher
oder überhaupt nur anders wäre.