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Unter diesen Ausstellungen darf den Ruhm der Sensation
die Amiet-Ausstellung in Anspruch nehmen. Mit der
kleinen Ausstellung von « Angewandter Kunst», die die
Herren Architekt Haller, Kunstmaler Pfenninger und
Bildhauer Adolf Meyer im Seitenlichtsaal arrangiert
hatten, wurde ein Versuch gewagt, der trotz der Be-
schränktheit des Raumes Beifall fand. Die dritte Serie
dominierte Prof. Ludwig Dill; der Basler Altherr
debütierte erfolgreich. Ueberaus freudig begrüsst wurde die
vierte Serie, in der eine aus der ehemaligen Rüschlikoner
Malerkolonie hervorgegangene «Gruppe Zürcher Künst-
ler» in einer für das Kunstleben in Zürich bedeutsamen Weise
manifestierte. Die »erteY Serie brachte die namentlich an
Kenner und Freunde sich wendende, durch eigenartige, feine
Zeichnungen bemerkenswerte Ausstellung aus dem Nachlass
des Elırenmitgliedes der Kunstgesellschaft Prof. Jul. Stadler.
Burnands grosses Christus-Bild der siebenten Serie fand sicht-
lich Interesse. Karl Hofer, ein noch Suchender und Werden-
der von Selbstgefühl und Können, rechtfertigte doch wohl noch
nicht ganz den Vorzug, der ihm in der achten Serie durch
Ueberlassung des ganzen Oberlichtsaales zugestanden wurde.
Weit mehr noch als die feinen englischen Radierungen in der
dritten, machten die kolorierten französischen Radierungen,
die während der achten und neunten Serie den Seitenlicht-
saal füllten, recht eigentlich Furore. Die Modell-Ausstellung
fand bei freiem Eintritt überaus starken Andrang, — dem Gros-
sen Stadtrat sowohl wie der Presse wurden Modell und Pläne
von dem Präsidenten der Zürcher Kunstgesellschaft, Herrn
Ulrich, demonstriert. Im Bewusstsein, dass es bei der Zusammen-
setzung der Kunstgesellschaft ihre Pflicht sei, sich vor Ein-
seitigkeit zu hüten, hatte die Kommission nach der Amiet-
und Hofer-Ausstellung dem Geschmack des Publikums, der
sich von der prononcierten Modernität abwendet, dadurch ge-
recht werden zu können gehofft, dass sie der Anregung zu
einer Ausstellung moderner Engländer Folge leistete.
Die englische Ausstellung von 1896 hatte starken Erfolg ge-
habt. Herr C. E. Halle, der Direktor der Londoner New-Gallery,