Volltext: Jahresbericht 1969 (1969)

gumente beigebracht werden, ohne etwa — was bei Monet sicher nicht zu- 
trifft — nach irgendwelchen allegorischen Erklärungen (zum Beispiel Heu- 
haufen als Fruchtbarkeitssymbol) zu suchen. Im Gegenteil: gerade das 
Absichtslose, die Unscheinbarkeit und banale Alltäglichkeit dürften es 
Monet erleichtert haben, um so konzentrierter sein eigentliches Bildthema, 
das Verhältnis von Licht und Farben, anzugehen. Wie bewußt und intensiv 
sein Arbeiten an der Heuhaufen-Serie war, geht aus einem Brief an Gustave 
Geffroy vom 7.Oktober 1890 hervor: «Je pioche beaucoup, je m’entete ä 
une serie d’effets differents (des meules), mais ä cette epoque, le soleil 
decline si vite, que je ne peux le suivre... Je deviens d’une lenteur 3 travail- 
ler qui me desespere, mais plus je vais, plus je vois qu’il faut beaucoup 
travailler pour arriver ä rendre ce que je cherche: <l’instantaneite>, surtout 
V’enveloppe, la meme lumiere repandue partout, et plus que jamais les 
choses faciles venues d’un jet me degoütent. Enfin je suis de plus en plus 
enrage du besoin de rendre ce que j’eprouve et fais des voeux pour vivre 
encore pas trop impotent, parce qu’il me semble que je ferai des progres?... » 
Als Schlüsselwort für die Idee der Serien gibt sich der Begriff der «instan- 
taneite», der Momentanität, zu erkennen; jedem Bild ist bei gleichblei- 
gendem Motiv eine unverwechselbare und einmalige Aussage eigen: die 
jeweilige Lichtwirklichkeit. Reiner als bei den Heuhaufen hat Monet dies 
nur noch bei den späten Seerosenbildern auszudrücken vermocht, die in 
noch stärkerem Maße auf das «Motiv» verzichten. Die beinahe abstrakte 
Bildgliederung, die die besten der Heuhaufenbilder auszeichnet, weist in 
einem Maße in die Zukunft, das die ähnlich gelagerten Versuche bei den 
Pappel- und Kathedral-Serien übertrifft, da diese dem Charme des gegen- 
ständlichen Bildmotivs weit größere Bedeutung zugestehen. «Les Meu- 
les» sind strenge, absolute Malerei; in ihrer herben Reinheit verschließen 
sie sich bis heute manchen Betrachtern, die in diesen Bildern vergeblich 
die sonnige Lieblichkeit vieler impressionistischer Landschaften zu finden 
hoffen. Daß jedoch Monets Intentionen bereits von den aufgeschlossenen 
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