Zeitgenossen des Malers verstanden wurden und daß diese Bilder trotz
ihres «abstrakten» Charakters die Augen für ein erneutes Wirklichkeits-
erlebnis öffneten, beweist neben dem bereits zitierten Bekenntnis Kan-
dinskys ein Brief von Mallarme, den er am 9.Juli 1890 dem Künstler
sandte: «Vous m’avez €bloui recemment avec ces Meules, Monet, tant!
que je me surprends ä regarder les champs ä travers le souvenir de votre
peinture; ou plutöt ils s’imposent ä moi tels®. »
Das vom Kunsthaus 1969 erworbene Bild gehört eher zu den späteren
Fassungen innerhalb der Heuhaufen-Serie; da es erst am 20.Juli 1891
von Durand-Ruel angekauft wurde, war es in der Mai-Ausstellung des-
selben Jahres noch nicht vertreten. Mit seinem großflächig strengen Bild-
aufbau, der großartig farbigen Schattenpartie im Zentrum der Leinwand
und dank seiner dichten Malweise wirkt es wie eine letzte Konzentration
des Heuhaufen-Motivs. Während die meisten Fassungen der Serie in
lockeren Pinselstrichen ausgeführt sind, ist dieses Bild von gleichmäßig
durchgearbeiteter Textur, die von mehreren übereinanderliegenden Farb-
schichten gebildet wird. Gerade im Hinblick auf das Bild des Kunsthauses
wird deutlich, daß Monet das mit Leichtigkeit hingeworfene Bild nicht
mehr genügte («...et plus que jamais les choses faciles venues d’un jet me
degoütent»). Der farbliche Reichtum, auf dem die wenigen, großange-
legten Kompositionselemente aufbauen, kann nur am Original erfaßt
werden; jede Abbildung vermag notgedrungenerweise nur einen schwa-
chen Abglanz der überaus vielfältigen Oberflächenbehandlung zu ver-
mitteln.
Darüber hinaus ist «La Meule» eines der eher seltenen Bilder, die die
strengen Grundsätze impressionistischer Farbtheorie befolgen, indem es kon-
sequent auf der Farbskala des Regenbogens basiert und sämtliche «schmut-
zigen» Töne wie Grau und Braun vermeidet oder durch ein Gewebe reiner
Farben ersetzt. Selten kann eines der Hauptanliegen des Impressionismus,
die farbige Schattenbildung, in so anschaulicher Weise studiert werden,