Volltext: Jahresbericht 1978 (1978)

wicht, die er hier zu einem intensiven Dialog 
zusammenbrachte. Man möchte dieses Schwarz als 
Ausdruck seines damaligen Lebensgefühls oder 
seiner momentanen Affekte interpretieren, die Ihn be- 
fielen, als ihm das sich vollziehende Schicksal 
das Zeichen gab. Sein Ausdruck ist hier gewiss per- 
sönlicher empfunden, als er es früher war, auch 
die Zeichensprache ist persönlich gesteigert, aber 
die Gefühle, die er empfand, und die Zustände, 
die er erlebte, waren keineswegs ein Vorwand zur 
Konfession. Ist schon dieses Stilleben von dyna- 
mischem, fast pathetischem innerem Leben erfüllt, das 
über die inhaltliche Begrenzung eines Stillebens 
hinausreicht, so ist es dies vor allem deshalb, weil 
nach Klees eigenen Worten «der Gegenstand durch 
unser Wissen um sein Inneres sich über seine 
Erscheinung erweitert» und weil alle Stilleben von 
Klee gerade das Gegenteil einer «nature morte» 
sind. Persönlich tragisch werden seine gedanklichen 
und bildnerischen Meditationen in Schwarz, wenn 
er in seinen allerletzten Jahren mit dem menschlichen 
Leiden und mit der allzumenschlichen Angst 
ringen wird. 1938 entsteht das Schwarzaquarell 
«Tänze der Angst», ein Vorzeichen des fahlen « Angst- 
ausbruchs» (1939), der in Variationen immer 
wiederkehren wird. 
Dagmar Hnikova 
JEAN TINGUELY: 
HOMMAGE AN CALDER UND STANKIEWICZ 
Dass Jean Tinguely seine Plastik, die die Vereinigunc 
Zürcher Kunstfreunde erworben hat, « Hommage 
an Calder und Stankiewicz» nennt, ist kein Zufall 
Beide Künstler sind beziehungsreiche Vorläufer 
seiner Maschinenkunst; beide stehen in direktem 
Bezug zu zwei wesentlichen Stilelementen, die 
Tinguelys Werk bestimmen: Bewegung und 
Assemblage. Calder löste als erster die Skulptur aus 
ihrem statischen Verhalten und verlieh ihr Mobilität, 
wobei er Versuche mit motorgetriebenen Plastiken 
bald aufgab, weil ihn die Gleichförmigkeit der Bewe 
gung störte und er es lieber dem Windzug überliess, 
sie in Bewegung zu versetzen. Tinguely treibt seine 
Plastiken mit Motoren an. Aber das bewegende 
Clement gehört zu seinen Maschinen ebenso wie die 
Bewegung zu Calders Mobiles. Stankiewicz 
(geb. 1922) baut wie Tinguely seine Plastiken aus 
Assemblagen von Altmaterialien zusammen. 
Wie er ist er besessen vom Alteisen und von Masch‘ 
nenteilen, die er zu aggressiven, raumgreifenden 
Objekten zusammensetzt. Und wie Tinguely ist auc 
ar kein Volumenbildhauer. Das Zusammenbringen 
der einzelnen Teile interessiert ihn mehr als das 
Machen der Teile, und wie bei Tinguely liegt bei ihr 
die Kreativität weniger im Handwerklichen als 
vielmehr in der Imagination vom Zusammenspiel de“ 
Ganzen. « The only thing that I can make a sculpture 
a legitimately interesting object quite apart from 
whatever message it may or may not have is the 
diseipline of organisation », sagte Stankiewicz. 
Dieser Satz hat auch für Tinguely Gültigkeit. Wie 
Stankiewicz hat Tinguely nur mit «ready-mades» 
in der Realisierung seiner Pseudomaschinen ge- 
arbeitet und dem objet trouv6 eine neue Dimensior 
verliehen. 
Im Euvre von Tinguely nimmt « Hommage an Calde 
und Stankiewicz» eine besondere Stellung ein. 
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