56 AKTIVITÄTEN
zu sehen sowie erste Werke, die nach sein er Übersiedlung
in die Schweiz entstanden sind. Sie bil deten den Kontext,
in dem die tiefgreifenden Veränderungen von Kirchners
Kunst in den Jahren zwischen 1911 und 1917 erst ver-
ständlich wurden.
Erstmals in der Schweiz wurde zudem die Mansarden-
nische von Kirchners zweitem Berliner Atelier rekon-
struiert. Der Künstler hatte diese mit selbst entworfenen
Stoffen ausgestattet, auf denen Motive seiner Fehmarn-
Aufenthalte aufgestickt waren. Auf diese Weise holte er
sich sozusagen sein Inselidyll in die Grossstadt Berlin.
Die Ausstellung entstand in Koo peratio n mit dem Brücke-
Museum, Berlin. Sie wurde unterstützt durch die Von-
tobel-Stiftung, das Bundesamt für Kultur, die Ars Rhenia
Stiftung zur überregionalen Förderung von Kunst und
Kultur, die Parrotia-Stiftung, die A-Charity Foundation,
die Truus und Gerrit van Riemsdijk Stiftung, die Else von
Sick Stiftung, die Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung
und die Boston Consulting Group. Sandra Gianfreda
MEXIKANISCHE GRAFIK
Von Mai bis August 2017 ze igte das Kunsthaus Zürich ei-
nen Überblick über die Entwicklung der mexikanischen
Grafik von der Figuration Ende des 19. Jahrhunderts bis
zu ers ten abstrakten Darstellungen in den 1970er-Jahren.
Ausgangspunkt der Ausstellung waren die aus dem
19. Jahrhundert stammenden Gesellschaftssatiren und
Skelettdarstellungen der international bekannten Gra-
fiker Manuel Manilla und José Guadalupe Posada. Über
Alberto Beltrán, Fernando Castro Pacheco, Andrea
Gómez und Leopoldo Mendéz spannte sich der Bogen
zu «los tres grandes», den Künstlern Diego Rivera, José
Clemente Orozco und David Alfaro Siqueiros. Daneben
bot die Ausstellung Einblick in das grafische Werk von 27
Kunstschaffenden aus dem 20. Jahrhundert, die in Mexik o
leben oder dort gelebt haben. Mehr als die Hä lfte der 47
ausgestellten Werke auf Papier war zum er sten Mal in der
Schweiz zu sehen. Diese bedeutenden druckgrafischen
Blätter unterschiedlicher Techniken berührten Themen
wie Armut und Reichtum, Liebe und Grausamkeit oder die
Poesie und Härte des mexikanischen Alltags.
Den Grundstock der in Euro pa einzigartigen Sammlung
mexikanischer Grafik, aus der diese Auswahl stammt,
legte der Schweizer Fotograf Armin Haab (1919 –1991).
Ende der 1980er-Jahre schenkte er seine über 400 Blät-
ter und Mappen umfassende Kollektion dem Kunsthaus
Zürich. Die Sammlung Haab wurde umfassend erforscht
und im begleitenden Sammlungskatalog mit Texten der
Kuratorin Mile na Oehy in der Reihe der Sammlungspub-
likationen veröffentlicht, unte rstüt zt durch die ARJA Im-
mobilien AG in Zug.
Mexikanische Musik und traditionelle Tänze aus Jalisco
und O axaca, präsen tiert von der mexikan ische n T anz grup-
pe Tonatiu, liessen zum Abschluss der Ausstellung am
27. August die «mexicanidad» am Kunsthaus ausklingen.
Milena Oehy
ACTION!
Die Ausstellung «Action!» rückte den Begriff der Akti-
on in den Vordergrund – nicht nur formal, sondern auch
politisch. Sie verwandelte den Bührlesaal für sechs Wo-
chen in einen Aktionsraum, in dem neben Live-Aktionen
und Performances auch Arbeiten gezeigt wurden, die die
Besucher zu Akteuren machten. Einige historische Per-
formances wurden wieder aufgeführt oder reinszeniert,
doch «Action!» wollte keine historische Aufarbeitung der
Performance-Geschichte sein. Die Auss tellung beschäf-
tigte sich vielmehr mit unserer heutigen Zeit, die gepräg t
ist von einem politischen Paradigmenwechsel. Die insge-
samt 31 Künstlerinnen und Künstler beschäftigten sich
in ihren Werken mit Themen wie Flüchtlingskrise, Ras-
sismus oder auch der Infragestellung von grundlegenden grundlegenden