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schwimmen die aufgelösten Haare einer schönen Frau, wie
Seerosen, die (über weißen Marmor zugleiten scheinen: „Wie
ein Gott mit gewaltigen blauen Augen und Gliedern aus
Schnee, so locken das Meer und der Himmel die jungen
starken Rosen auf die Marmorterassen.“
Seine Anbetung ist das Verstummen. Wir sind er
schüttert, wenn er sehnend ruft: „O saisons, 6 chäteaüx!“
Er liebt nicht den Frühling oder den Winter. Seine
Liebe umfaßt die gemeinsame Schönheit aller Wesen. Die
Jahreszeiten in ihrer Vollendung sind ihm ebenso Sehn
sucht, wie die schweigenden Schlösser, die schlummern.
Ein schöner Morgen ist ihm wie ein guter Vorsatz, wie
Güte einer Mutter: „Une bonne pensee de matin.“
IV.
Er weiß, daß dies nur vorübergehende Augenblicke tat
sächlicher Ruhe sind. Wie ihm das Schweigen Musik ist,
ist ihm das Anschaun der iDinge, wie eine blutige Wunde
am Leib seiner Verzweiflung. Er resigniert, glühend. Ganz
leise klingt ein Lächeln, eine Ironie über die Gewißheit
seiner Bestimmung: „Je suis reellement d’outre-tombe.“
V.
Manchmal aber sind seine Wünsche bescheiden, fast
sicher vor Zufriedenheit; er fühlt sich geduldig, wenn er,
wie von fernher, seine Leiden betrachtet:
„Peut-etre un soir m’attend
Oü je boirai tranquille
En quelque bonne ville
Et mourrai plus content
Puisque je suis patient.“
Das sind seltene Augenblicke zufriedener Resignation.
Sein Ziel ist groß. Er findet keine Erklärung, er klammert
sich an weites und Großes, und liebt die Ewigkeit in der
Bewegung:
„Die Ewigkeit? Das ist das Meer,
Das mit der Sonne ging.“
VI.
Sein Himmel ist schwarz und er trauert weinend. Er hat
gekämpft und alle Farben gekannt und die letzte ist grau
in grau, die Farbe letzten Schmerzes: „Die Nebel ballen
sich über dem Meer, das aus einer weiten Ewigkeit heißer
Tränen geschaffen wird.“
Jean-Jacques.