222
wältigt wurde, sudite nicht allein den unerhörten Vorgang zu vertuschen, »er habe
sogar versucht aus Bewunderung vor diesem ehrlichen Augenblick die Liebe des
heiligen Ritters zu schüren«. Der brach dem Jussuf vor Liebe eine Rippe in der
Brust, wie einen der Äste des Elfenbeinbaums. Noch in der Nacht aber rief man
von den Dächern die Stadt wach, den Unfall der den Malik betroffen habe beim
Handwettkampf mit Memed Laurencis, mit dem Sich der Kaiser so gerne der
Stärke übte. Doch Laurencis saß mit den anderen Häuptlingen friedlich um ihren
Angstabigail, wie sie Ihn zärtlich zu nennen pflegten und sie verhätschelten Ihn.
Ein paar alte Weibchen hatten sich in Theben eingeschmuggelt, schwätzten den
Leuten die Ohren schmutzig, boten den edlen Töchtern Thebens Liebesharz feil
und drängten sich an die abendländischen Ritter. Doch das dreiköpfige, glatte Ge*
zücht wurde ergriffen und gehängt an einen ranzigen Ölbaum auf. Aber Zwi ben
Zwi der Sohn des Tamm und der Miene schrieb vom Malik von Theben, »immer
wieder von neuem sammelte Jussuf die Liebe aus dem Kelch der Herzen,- um
die der abendländischen Ritter gauckelte das Silberseine«. Noch tiefer wie es Sich
Abigail der Kaiser gestehen wollte, schmeichelte Ihm der Antrag der hohen Fraue
von Hohenhof, der Reichsgräfin Gertrude zu Osthaus von Westfalen. Ihre Tochter
Seinem geliebten Bruder zum Weibe zu geben, war Abigails Herzenswunsch.
Immer wieder ließen Sich der Malik und der jugendliche Mir das Bild der lieb*
liehen Prinzessin Helga von dem Liebesboten repräsentieren und hatten lange
schon die holden Grübchen, goldene Bäcklein ihrer Wange entdeckt. Noch zwei
Frauen des Abendlandes sandten dem Malik ihre Liebe und Verehrung/ Frau
Paula Engeline, die sanfte, dichtende Lebensgefährtin des von Jussuf so bewun*
derten Dichterfürsten Richard Dehmels, dessen Dichtungen Er einst mit dem Ka*
lifenstern ausgezeichnet hatte. Paula Engeline beschützte das Flackerlicht von
Horeb — so nannte sie den fernen, ungestümen Malikprinzen •— mit ihrem Flügel.
Ähnlich wie diese hohe Frau empfand Hellene die Herrmannin den goldver*
brämten Kaiser, jeder Gedanke an Ihn trug Seine Lieblingsblume im Haar.
Die Ritter, welche sich wieder um Abigail versammelt hatten, baten Ihn, sie nicht
unverrichteter Dinge ziehen zu lassen. Und sie erzürnten den Kaiser mit dieser
aufs neu aufgeworfenen Frage. Ob sie den Entschluß eines ägyptischen Kaisers
von einer willkürlichen Laune abhängig glaubten oder man Ihn nicht ernst nehme?
Und Abigail, dessen Vorhaben es gewesen war, Sich würdevoll und gleichmäßig
den arischen Kriegern gegenüber zu verhalten, bäumte Sich wie eine Welle, wurde
wildes Wasser, rasender Ozean, und seine erschrockenen Gäste mußten sich ge*
stehen, nie einen wilderen Gemütssturz je erlebt zu haben und sie nannten Ihn
heimlich unter sich den Tagär, wie die thebetanischen Uferleute das reißende
Wassertier nennen, den Wasserjaguar. Thron, Ceremonie und Krone schwammen
auf der Hochflut Seines Blutes. Morderchei' war stolz über solche unbedachten
Augenblicke, sehr stolz aufSeinen Kaiser,- ein Dichter war Theodorio, seine poli*
tischen Erkenntnisse gingen wie seine Verse mondrot in seinem Herzen auf, und
beleuchteten horizontisch die Vorgänge. Calmus aber meinte sein geliebter Prinz
und Kaiser habe Sich wieder undiplomatisch hinreißen lassen, aber das gezieme
Jussuf. Calmus Jezowa vertrat im thebetanischen Zebaothtempel das Amt eines
der hohen Priester,- Jussuf hing an seiner wohltuenden Milde wie im Mittag. Gad