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„Das is bisken zu klein, ich würde Ihnen raten, sperren Sie das Vieh
in die Küche, da haben Sie gleich fließendes Wasser, und da kann
das Tierchen dann den Kopp unterhalten, das muß fürs erste genügen/'
„Emil, wo lassen wir denn unsern Löwen?" fragte Frau Schulze. -
„Am besten in der Kammer auf Deinem Bettvorleger." - „ich schlage
vor," sagte Herr Gleiwitz, „wir mieten uns gemeinsam einen Möbel
wagen und transportieren die Tiere zusammen, denn gewöhnen se
sich gleich aneinander."
Donnerwetter, staunten die Leute, als der Möbelwagen ankam. Frau
Schulze hatte ihr Blauseidenes angezogen. Sie war die erste, die
unten am Schlag stand. Als der Löwe herauskam, band sie ihm
gleich ein hübsches blaues Bändchen mit einer Schleife um den Hals
und streichelte ihm zärtlich Kopf und Nacken. Da ging der gerne
mit und legte sich oben gleich auf ihren Bettvorleger. „Wenn der
nur stubenrein ist," sagte sie zu Emil, dann ging sie ans Fenster,
mal sehen, v/enn die anderen ankamen.
Donnerwetter, war das ne Jökelei! So elegant wie mit dem Löwen
ging das mit dem Nilpferd nicht. Das hatte nämlich absolut keine
Manieren. Vier Meter lang, zwei Meter dick, so sieht er aus, mein
Vetter Nick. Also man nannte es Nick, weil es so aussah. Wie das
schon dumm vom Möbelwagen auf die Straße hinunterpatschte. Und
wie es dann die kleine Treppe zur gotischen Haustür hinaufwatschelte,
wie unschön! Und da stand er nun, der Herr Hippopotamus aus der
vornehmen Familie von Obesa in dem gotischen Torbogen der Ein
gangstür fest eingeklemmt. Und die Steinböcke waren auch schon
ausgestiegen und tanzten auf der Straße umher, stießen sich gegen
seitig und boxten die harmlosen Passanten stoßweise in die Seite.
Und draußen stand die Schönwettern und schob so gewöhnlich den
Herrn von Obesa am Hinterviertel, während im Treppenhaus ver
zweifelt Herr Gleiwitz stand, weil er nicht zu seinen Steinböcken
kommen konnte. Er rief sie dauernd mit seiner gellenden Pfeife, wo
durch wiederum das Nilpferd verbiestert wurde und nach hinten aus
schlug. Aber Gott sei Dank hatte es nur alte Hufeisen an seinen
Schwimmflossen, die schon etwas ausgewaschen waren. Nun wurde
das Tierchen auch zu trocken in dem dauernden Zug in der gotischen
Türöffnung, daher begoß man es mit Wassereimern. Endlich sprang
Herr Gleiwitz beherzt durch die Lücke zwischen dem Vetter Nick
und der gotischen Türspitze auf die Straße und bekam dabei aus
Versehen gerade einen Eimer voll Wasser ins Gesicht, der dem Nil
pferd gegolten hatte. Aber er tat nicht als ob, sondern sie hätten
den Jubel mal sehen sollen, als der seine vier Steinböckchen in die
Arme schloß. Das war ergreifend schön. Sie leckten ihm alle die
Hände, und der eine, der überhaupt immer am zutraulichsten war,
sprang ihm gleich auf beide Schultern und ließ von oben eine ganze
Kette echter Perlen hinunterfallen. Das war ergreifend schön, direkt
wie Feuerwerk. Und die Kinder brüllten vor Vergnügen: „Der Herr
Gleiwitz als Papa, der gute Onkel Gleiwitz als Papa."
Und da kam der Hauswirt. Donnerwetter, war das ’ne Quittung!
Da stand das Vieh in der Tür, der Vetter Nick nämlich, wo der Haus
wirt durch wollte. Und die Frau Schönwetter konnte noch nicht einmal
bekannt machen, weil der Herr von Obesa rückwärts stand. Und
der Hauswirt wollte partout nicht zugeben, daß das Tierchen mit in
die Wohnung genommen würde. Was das immer für Quertreibereien
sind! Er sagte, sein Haus wäre ein vornehmes Haus. Donner
wetter, war da die Schulzen stolz, daß sie den eleganten Löwen
hatte, das vornehmste aller Tiere. Aber der Wirt konnte sowieso
nichts machen, denn bei dem heutigen Mieterschutzgesetz sind einige
wenige Haustiere mit vorgesehen. Aber nun haute der mit seinem
silbernen Stockknauf so derb auf dem Nilpferd seine Hinterfront, daß
das sich ein wenig anstrengte und nun drinne war. Es ging dann
ganz manierlich hinauf bis zur dritten Etage und in die Speiseküche,
die für ihn eigens ausgeräumt war. Dabei hängte es nebenbei einen
Flügel der Windfangtür aus und warf auf dem Vorplatz zwei Schränke
und eine Kommode um; aber so was sind meines Erachtens nur
Schönheitsfehler. Das Vieh nahm übrigens die ganze Küche ein.
Und wie klug so Tiere sein können! Der Hippopotamus hatte doch
sofort heraus, wo die Wasserleitung ist und leckte dauernd hinüber.
Tiere sind eben begabt. Und bald war die ganze Küche naß.
Herr Gleiwitz wohnte möbliert. Er hatte nur ein Zimmer, und da
waren die schönsten Porzellane drin. Echt imitiert Meißen, echt
imitiert Terrakotta, echt imitiert Sevres, echt imitiert Taragon, alles
wertvolle Stücke, allerdings nur imitiert, dafür aber echt imitiert.
Auf dem Kachelofensims standen zwei Kandelaber, bitte sehr!