Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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Kurzum: .unsere civilistisch verseuchte Historio 
graphie wird sich wohl oder übel daran gewöhnen 
müssen, nicht mehr, wie bisher, in Paris und Florenz, 
in Köln und Brügge, sondern in Karakorum den 
eigentlichen, den wirklichen Sitz der mittelalterlichen 
Hochkultur zu sehen. 
NAPOLEONS FALL 
UNI) DIE HOHENZOLLERNFRAGE 
von Gracchus. 
(Nummer 49, 29. September 1917.) 
Es ist die allgemeine Auffassung, daß Präsident 
Wilson (dbiwohl er in keinem offiziellen Aktenstück 
diese Forderung mit ausdrücklichen Worten formu 
liert hat) die Beseitigung der Hohenzollern als die 
eigentliche Friedensbedingung der Alliierten aufstellt. 
Diese Forderung findet bei einem (dem vermutlich 
größeren) Teile der Menschheit enthusiastische Zu 
stimmung, bei dem anderen (weit kleineren, aber zur 
zeit zweifellos noch sehr mächtigen) verbissene Ab 
lehnung. 
Es heißt die Frage in ihrer grundsätzlichen Be 
deutung verkennen, wenn man sie in einen Zank über 
die Vorzüge und Fehler, Tugenden und Laster des 
Hauses Hohenzollern ausarten läßt. 
Kur maßlose Ueberschätzung kann den Hohen 
zollern im Gluten wie im Bösen eine Art Zentral 
stellung im Weltall zuschreiben. 
Der Diurehschnittscharakter der Hohenzollern ist 
eher der einer nüchternen Mittelmäßigkeit. Für sie 
gilt durchaus das — irren wir uns nicht, von Theodor 
Fontane stammende — Wort, daß der märkische Sand 
weder Heilige noch Ungeheuer hervorgebraeht habe. 
Der fränkische Stamm der Hohenzollern hat min 
destens ein Musterexemplar von der letzten Art, den 
grausen Bauernmörder Markgrafen Casimir, aufzu 
weisen. Der märkische Hohenzollernzweig hat, das sei 
ruhig zugestanden, keine Nerone und Domitiane 
getragen.
	        
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