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tage des „Hottentottenblocks“ das Reichsvereinsges etz
zu erlangen, durch das die fremdsprachigen Reichs
bürger unid die jugendlichen Arbeiter benachteiligt
wurden. Bethmann-Hollweg stützte sich damals auf
Konservative und Nationalliberale und (die Mehrheit
der Fortschrittler gegen Zentrum, Sozialdemokraten,
Polen und fortschrittliche Demokraten.
Der Biilowblock fiel und Bülow mit ihm. Bülows
scheinbar allergetreuester Vasall wurde Bülows Nach
folger. Die Getreuen des gestürzten Kanzlers paro
dierten:
„Der Kneeht hat erschlagen den edlen Herrn,
Der Knecht war’ selber ein Kanzler gern.“
Im Reichstag führte sich der neue Kanzler ein
mit einer Rede über das Thema: Vom Nutzen der
Arbeit und den Gefahren des Müssiggangs. An Stelle
des „Hottentottenblocks“ war der schwarz-blaue (kon
servativ-klerikale) Block getreten. Auf diesen Block
stützte sich Bethmann.
Der Stern des schwarz-blauen Blocks, der niemals
besonders hell geblinkt, begann zu erlöschen. Die Nach
wahlen fielen mit tödlicher Sicherheit zugunsten der
Linken aus. Vorsichtig tastend suchte sich Bethmann
linkswärts zu orientieren. Er gab Elsaß-Lothringen
eine — freilich recht beschränkte — Art Selbstver
waltung.
In Preußen stand’s anders. Dort war der — durch
reaktionäre Rechtsnationalliberale nach Bedarf ver
stärkte — schwarz-blaue Block vorläufig unerschütter
lich. Während also der Reichs-Bethmann schon an
fing, etwas ins Demokratische hinüberzuschillern,
brachte der preußische Hollweg eine Wahlvorlage ein,
die selbst der nicht gerade ultra-demokratischen „Köl
nischen Volks-Zeitung“ und ihrem Berliner Korrespon
denten, dem nachmaligen Hindenburg-Eisele, „chine
sisch“ vorkam. Die LandtagssoziaMemokraten, dar
unter der jetzige eifrige Majoritär Leinert, empfingen
den Ministerpräsidenten, als er diese Vorlage ein
brachte, mit (dem liebenswürdigen Zuruf „Volksver
räter“, worüber sich der unter dem Pseudonym Paul
Liman schreibende Saul Lippmann so entrüstete, daß