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von ihrem neunten Thermidor in Gestalt des 4. August
1914 ereilt wurde, da zeigte sieh, daß 'der Unterschied
zwischen den Scheidemann, Ebert, Lensch, Pfannkuch
und sonstigen marxschen Prinzipienhütern auf der
einen und den Südekum, David, Reine und anderen
bisher so verschrieenen Revisionisten auf der anderen
Seite den Nullpunkt erreicht hatte. Der Gegensatz
zwischen Radikalen und Revisionisten verschwand
vor dem Gegensatz zwischen Anhängern und Gegnern
des Bethmannkrieges, und Angehörige beider bis
herigen Richtungen mischten sich in den neuen
Gruppen . . .
Auf welcher Seite Wolf gang Heine stehen würlde,
war von vornherein nicht zweifelhaft.
Von Anfang gehörte Heine zu den Revisionisten.
Und es ist bezeichnend, daß er gleich jene Seite des
Revisionismus hervorkehrte, die sich als die verderb
lichste erwiesen hat. Wohl hatte Franz Mehring, mag
man ihm noch so großinquisitorische Neigungen nach
sagen, recht, als er im ganzen Revisionismus den
Wurm sah, der am Marke proletarischer Tatkraft fraß.
Und doppelt recht hatte er, als er sofort — längst vor
Maximilian Harden, der diesen Ausdruck prägte — in
Wolfgang Heine den „Kopf des Wurmes“ erblickte.
Eben zum sozialdemokratischen Reichstagsabgeord
neten gewählt, stellte Heine die Theorie auf, man
müsse „Volksrechte für Kanonen“ eintauschen, das
heißt also gegen innerpolitische Zugeständnisse den
Militäretat bewilligen.
Wir stehen nicht auf dem Standpunkt Mehrings
und Rosa Luxemburgs, die — im Rahmen ihrer revo
lutionären Gesamtanschauung völlig konsequenz —
den Heineschen Gedankengang von vornherein ab
lehnen. Mit der Zimmerwaldthese der Ablehnung der
Landesverteidigung ä tout prix haben wir uns nie
befreunden können. Wenn man Volksrechte für Ka
nonen eintauschen kann — warum nicht 1 ? Nur müssen
die Volksrechte danach sein! Und am wirksamsten ist
das Recht des Volkes, über die Kanonen zu verfügen,
das heißt über Krieg und Frieden zu entscheiden.
Ueber dieses Volksrecht führt der Weg zum ewigen