■verlangt worden seien und darum auch kein Hindernis
baldig erneuerter Freundschaft zu sein brauchen.
Aber das Tollste an der Sache ist, daß sich jetzt aus
gerechnet der General Hoffmann, dessen ehemals so
gröbliche Rodomontaden von Brest-Litowsk her noch
gut bekannt sind, bei dem russischen Generalissimus
entschuldigt, gewiß, wörtlich wird so berichtet: ent
schuldigt wegen des weitern deutschen Vormarsches
in Rußland nach dem Waffenstillstand, und die „Räu
mung“ der besetzten Gebiete verspricht. Derart gehen
also in Deutschland sämtliche seßhaften Teile, wie
man zu sagen pflegt, Unit Treibeis. Man hat zwar alles
im feierlichsten Kurialstil wie für die Ewigkeit fest
gelegt, aber irgendwie scheint man in Deutschland
selbst der gefährlichen Komödie, die hier mit dem
Stiefelabsatz gespielt wurde, keine dauerndere Bedeu
tung beilegen zu können, als ehemals etwa der soge
nannten Proklamation . des Königreichs Polen. Des
halb ist es vielleicht keine zu kühne Annahme, daß
weite Teile des deutschen Volkes bis hoch hinauf in
seine gegenwärtige Pseudoregierung einer Revision
des Unglücksfriedens von -Brest-Litowsk gelegentlich
des allgemeinen Friedens allein schon aus Gründen
der Realpolitik nicht abgeneigt sein werden.
RUSSISCHER APPELL AN ALLE FREIEN
VÖLKER GEGEN DIE ZARISTEN
von D. Korchunow.
(Nummer 51, 2fi. Juni 1918.)
Der durch die Deutschen in Klein-Rußland
(Ukraine) verübte Staatsstreich, wodurch die Regie
rungsgewalt von der Rada auf den Hetman übertragen
wurde, ist der Ausgangspunkt zum Zusammenbruch
der russischen Demokratie, der zur Freiheit drängen
den Bewegung in Rußland und zugleich der erste
Schritt zur Wiederherstellung der Autokratie.
In der Person des Hetman hat sich Deutschland
einen allzeit folgsamen Verbündeten, eine äußerst
praktische Waffe für seine imperialistischen Pläne
geschaffen.