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sich dieser in Wirklichkeit nur gegen eine ganz be
stimmte machtpolitische Sippe richtet, deren Kredit
und Einfluß .jetzt allerdings rapide im Schwinden be
griffen ist. Je mehr sich Deutschland demokratisiert
und dem preußischen Herrentum, gegen dessen welt
politische Allüren das gesamte Ausland geradezu ex
plosiv reagiert, ein überwältigendes Gegengewicht an
Einfluß breiter Volksmassen gegenüberzustellen ver
mag, desto mehr wird die Möglichkeit des Friedens
schlusses in die Nähe gerückt. Der nichts weniger als
pazifistische, sehr einflußreiche „New Statesman“
schrieb vor kurzem: „Deutsche Friedenstauben, die
ein neues volkstümliches Mandat hinter sich haben,
werden zweifellos von den Alliierten in angemessener
Weise empfangen werden.“ Und der „Manchester
Guardian“ bemerkte (31. März dieses Jahres): „Einem
demokratischen Deutschland müssen gerechterweise
Möglichkeiten des Friedens und der Wiederherstellung
geboten werden, die man einem militärisch-autokrati-
schen Deutschland versagt. Doch muß natürlich jedes
Land sich selber erlösen. Das liberale Europa muß
sich klar machen, daß keine Rede davon sein kann,
daß wir der deutschen Nation freie Institutionen auf
zwingen. Wohl aber haben wir das gute Recht, einen
Unterschied zu machen zwischen den Klassen, die für
diesen Krieg und seine Führung verantwortlich sind,
und den Massen, die dafür gelitten haben. Mehr noch:
Europa würde einem demokratischen Deutschland
gegenüber genau so empfinden, wie Deutschland heute
gegenüber dem demokratischen Rußland empfindet“
Die hier zitierten Aeußerungen einer sehr ein
flußreichen Minorität, die sehr schnell zur Majorität
werden kann, wenn sie sich auf reale Zeichen einer
deutschen Wandlung berufen kann, mögen dem deut
schen Volke gründlich zu denken geben!