Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

287 
sich dieser in Wirklichkeit nur gegen eine ganz be 
stimmte machtpolitische Sippe richtet, deren Kredit 
und Einfluß .jetzt allerdings rapide im Schwinden be 
griffen ist. Je mehr sich Deutschland demokratisiert 
und dem preußischen Herrentum, gegen dessen welt 
politische Allüren das gesamte Ausland geradezu ex 
plosiv reagiert, ein überwältigendes Gegengewicht an 
Einfluß breiter Volksmassen gegenüberzustellen ver 
mag, desto mehr wird die Möglichkeit des Friedens 
schlusses in die Nähe gerückt. Der nichts weniger als 
pazifistische, sehr einflußreiche „New Statesman“ 
schrieb vor kurzem: „Deutsche Friedenstauben, die 
ein neues volkstümliches Mandat hinter sich haben, 
werden zweifellos von den Alliierten in angemessener 
Weise empfangen werden.“ Und der „Manchester 
Guardian“ bemerkte (31. März dieses Jahres): „Einem 
demokratischen Deutschland müssen gerechterweise 
Möglichkeiten des Friedens und der Wiederherstellung 
geboten werden, die man einem militärisch-autokrati- 
schen Deutschland versagt. Doch muß natürlich jedes 
Land sich selber erlösen. Das liberale Europa muß 
sich klar machen, daß keine Rede davon sein kann, 
daß wir der deutschen Nation freie Institutionen auf 
zwingen. Wohl aber haben wir das gute Recht, einen 
Unterschied zu machen zwischen den Klassen, die für 
diesen Krieg und seine Führung verantwortlich sind, 
und den Massen, die dafür gelitten haben. Mehr noch: 
Europa würde einem demokratischen Deutschland 
gegenüber genau so empfinden, wie Deutschland heute 
gegenüber dem demokratischen Rußland empfindet“ 
Die hier zitierten Aeußerungen einer sehr ein 
flußreichen Minorität, die sehr schnell zur Majorität 
werden kann, wenn sie sich auf reale Zeichen einer 
deutschen Wandlung berufen kann, mögen dem deut 
schen Volke gründlich zu denken geben!
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.