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völlige Menschenfremde eines sogenannten geistigen Führers. Was ist für
den Freiheitsführer Heinrich Mann ein anstrebenswertes Ziel? Die Ver
mögensänderung aus der Hand des einen in die Hand des andern. Was
ist ihm das Erregende, Befreiende, Gefährlich-Radikale, Umstürzlerische
— mit einem Wort, was ist ihm das Geistige? Lateinlernen. Hält Mann
selbst das Latein für so wichtig? Nein, aber das Wissen. Doch daß dem
Romanschriftsteller dies geschehen konnte: Menschenwissen mit Lern
wissen zu verwechseln, einen Fürsprecher der Menschheit mit einem
Rechtsanwalt —: Das zeigt den erbärmlich niedrigen Stand der intellek
tuellen Bürgerlichkeit. Jedes Wort, das diese Gegend sagt, ist ein Miß
verständnis. Von denen ist nichts zu erwarten. Sie werden immer wohl
wollend mißverständlich den Ereignissen nachlaufen, die aus anderer Hände
kommen. Und wenn sie „Freiheit“ rufen, dann meinen sie in Wirklich
keit nur: Schiebertanz über die Polizeistunde hinaus. —
Und George, der Seher? Denkt ihr vielleicht an einen Seher im
Kriege, an einen Amos? der zum Kriege neu ausriefe: „Suchet das Gute
und nicht das Böse, auf daß ihr leben möget“ und „Hasset das Böse und
liebet das Gute!“ Aber der Stolz und Ehre von sich weist, und nur das
letzte Recht des Einfachsten und Ärmsten zum Sagen der Wahrheit
sich läßt: „Ich bin kein Prophet, auch keines Propheten Sohn, sondern ich
bin ein Hirt, der Maulbeeren abliest.“
Stefan George nennt sich selbst Seher. Da ist eine Vornehmheit, die
vor Weltklugheit an sich selbst zerspringt. Das Wort zu seinen Leuten
kommt nicht aus der Menschlichkeitserschütterung eines Propheten, son
dern aus dem National- und Rassenhochmut eines Hofpredigers:
„Sein Amt ist Lob und Fehm; Gebet und Sühne;
Er liebt und dient auf seinem Weg. Die Jüngsten
Der Teuren sandt er aus mit Segenswunsch . ; .
Sie wissen was sie treibt und was sie feit . . .
Sie ziehn um keinen Namen — nein um sich.“ —
Also der Krieg zur seelischen Selbstbefreiung.
„Ofin packt ein tiefes Grausen. Die Gewalten
Nennt er nicht Fabel. Wer begreift sein Flehn:
,Die ihr die Fuchtel schwingt auf Leichenschwaden,
Wollt uns bewahren vor zu leichtem Schlüsse
Und vor der ärgsten, vor der Blutschmach!* Stämme,
Die sie begehen, sind wahllos auszurotten,
Wenn nicht ihr bestes Gut zum Banne geht.“