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wo häßliche Torheit die Armut und die Kühnheit besiegt oder nur beschmutzt hätte. Schließlich
ist die Konstellation der Kontraste ja nur eine liebenswürdige Laune der Vorsehung, die sich an
derart aufgestellten Marionetten belustigt. Im Grunde handelt es sich nie um den Gnom aber
immer um die Geliebte.
November 1920 (Tegernsee) Kasimir Edschmid
DRESDEN
Publikum: Im allgemeinen, wie üblich, neugierig, halb tolerant, halb entrüstet, aber sehr begierig
das Neueste in Vorträgen etc. zu erfahren, teilweise, besonders die Jugend nicht ohne Begeisterung.
Kritik: Zum größten Teil, ja fast einhellig bemüht mit allen Erscheinungen der Kunst Schritt
zu halten, wenn auch mit verschiedenem Erfolg. Direkte Ablehnung nirgends.
Offizielle Kreise: Sowohl Staat wie Stadt unterstützen die Bestrebungen der Museumsleitungen,
sofern sie moderne Bestrebungen haben, mit sehr dankenswerten Eifer, so daß sowohl der Staats^
galerie wie dem Stadtmuseum die Möglichkeiten zu Erwerbungen neuer Kunst offen stehen. Auch
in allen sonstigen Kunstfragen erfreulicher Eifer, es mit der Jugend zu halten.
Opposition: Vor der Hand kaum zu spüren.
Veranstaltungen: Zahlreiche Vorträge über Expressionismus usw.,- Ausstellungen bewegen
sich auf einem hohen Niveau, soweit die Kunsthandlungen ernsthaft in Betracht kommen (Arnold
und Richter), und sind bestrebt, das Beste und Jüngste auch jenseits der bekannten Größen zu
zeigen.
Kunsthändler: Abgesehen von den vortrefflichen Ausstellungen setzen sich die Kunsthand
lungen auch für junge zukunftskräftige Dresdner und andere Künstler ein,- Förderung besonders
der Dresdner Sezession und ihres Anhanges,- besondere Berücksichtigung der Graphik und
Zeichnung.
Sammler: Neueste Kunst sammeln im wesentlichen nur Frau Ida Bienert und Frau Dr. Steg
mann,- andere Kunstfreunde erwerben hier und da, je nach Gefallen, aber nicht systematisch und
umfangreich, Werke der mittleren Neueren, wie Brüche, Nolde etc. Die alten bekannten
Sammler wie Schmitz und Rothermund usw. halten sich zur Zeit ganz zurüdc. A, B.
DÜSSELDORE
Es ist natürlich, daß in einer Stadt mit althergebrachter Kunstpflege die neue Kunst viel schwerer
Boden gewinnt als in einer traditionell unbelasteten. Die starke Resonnanz, die der Expression
nismus in den Nachbarstädten Köln, Hagen, Crefeld gefunden hat, steht in betrüblichem Gegen-
satz zu der feindselig ablehnenden Haltung, die in Düsseldorf die Akademie und ihre zahlreiche
Anhängerschaft der neuen Kunst gegenüber einnehmen, Die Akademie steht durchaus auf der
Seite der Tradition,- was sie an frischen Kräften anzog, verfiel bald der Sterilität. Adolf Münzers
Entwiddung beweist es. Und Nauen bewahrte ein glüddicher Instinkt davor, den ihm angebotenen
Lehrauftrag abzulehnen. Eine vermittelnde StellungnimmtdieKunstgewerbesdhule ein,- und v. Ku=
nowski, der Leiter der Zeichenlehrerschule, ist, trotzdem er nicht absolut auf Seiten des Neuen
steht, demokratisch genug gesinnt, frisches und eigenwilliges Leben nicht zu unterbinden. Die
städtischen Kunstsammlungen waren jahrelang der Lagerplatz übelsten Akademismus. Erst seit
dem Prof, Koetsdhau die Leitung übernahm, kam Sinn und Ordnung in diese Wildnis. Sein Ziel
ist es, einmal die alte gute Malerschule der Schirmer, Lessing, Achenbach u. a. in besten Exem^
plaren zu sammeln, daneben aber gute neue Malerei, soweit sie mit Düsseldorf im Zusammen^
hang steht, zu erwerben.