ganz ferngehalten. Da er das aus vielen Gründen letzten Endes
nicht konnte, hat er sich darauf beschränkt, sich von der öffent-
lichen Meinung, ihrer Gunst oder Ungunst, wenigstens nicht
abhängig zu machen und sich nicht mehr von ihr beeindrucken
zu lassen, als die flüchtige Situation es erforderte. Nie hat er
sich innerhalb der Berufsorganisation der Maler nach Aemtern
und Ehrenposten gedrängt, nie hat er auf andere Weise um
Anerkennung geworben als durch seine Leistung, nie mutete
er jemand zu, diesem Werk und dessen Auslegung durch die
Anhänger zuzustimmen. Aber wenn die Zustimmung kam, so
freute sie ihn, und wenn er sah, daß die Gemeinde seiner Ver-
ehrer wuchs, so war das für ihn der Anlaß, im Rahmen seiner
Begabung die Anstrengung zu verdoppeln.
Bisher habe ich von Hans Sturzenegger gesprochen, wie
er in seiner Glanzzeit gewesen ist — damals, als er täglich
noch viele Zigarren rauchte, drei und vier Aquarelle an einem
schönen Tag malte: beides mit großem Genuß und ohne dabei
besorgt an sein Herz zu denken, dessen Streik er schließlich
zum Opfer fiel. Aber auch ihm sind harte und härteste Schick-
salsschläge nicht erspart geblieben, und sie haben seine hohe
Gestalt allmählich gebeugt. Zuerst kamen das lange Siechtum
und der Verlust seiner Frau. Dann kam, wie aus heiterem
Himmel, jene verhängnisvolle und nicht mehr gutzumachende
Schwächung des Augenlichts, die ihn zwang, Palette, Pinsel
und Zeichenstift für immer niederzulegen und auf die Aus-
führung manches seit lange gehegten Planes künstlerischer
Natur endgültig zu verzichten. Dazu kam mit all seinen Greueln
und Häßlichkeiten der neue Krieg.
Wie die meisten Künstler war Sturzenegger kein poli-
tischer Mensch. Was über die Belange und öffentlichen Sorgen
der engeren Heimat hinausging, berührte ihn kaum. Er las seine
Zeitung, aber er bezog aus ihr nur seine Informationen, nicht
sein Urteil und seine Ideen. Er brauchte daher auch sein Urteil
nicht beständig zu revidieren. In seinen Ideen aber war er eher
— 1 —