DIE UNGARISCHE MALEREI UND BILDHAUEREI
DER GEGENWART
Bei den Ausstellungen der ungarischen bildenden Kunst
in der Schweiz mußten wir uns ausschließlich auf zeitgemäße
Werke beschränken. Die Kriegszeiten gestatten es nicht, daß
wir die unersetzbaren Werte der älteren ungarischen Kunst
den Gefahren einer Reise aussetzen. Leider konnten wir
keine Kunstdenkmäler der vergangenen Jahrhunderte vor-
führen, die berufen wären, zu bezeugen, daß Ungarn während
seiner tausendjährigen Geschichte, trotz der vielen Kämpfe
und Heimsuchungen, die die Nation zu bestehen hatte, eine
hochstehende Kultur besaß und daß es auch von zwischen-
staatlichem Standpunkt aus gesehen geschätzte Meister auf-
weisen konnte. Es fehlen auch die hervorragenden Kunst-
schöpfungen des 19. Jahrhunderts, würde doch deren zufälliger
Verlust dem Bestand der nationalen Kunstschätze Abbruch
tun. Werke zweiten Ranges würden jene Meister nicht würdig
vertreten und kein richtiges Bild von ihrer Bedeutung ver-
mitteln.
In den vergangenen - Jahrhunderten verhinderten die
ständigen Kriege die Stetigkeit der künstlerischen Ent-
wicklung, und da das Land Jahrhunderte hindurch Schau-
platz des Kriegsgeschehens war, fielen viele ungarische Kunst-
denkmäler der Vernichtung zum Opfer. Erst zu Beginn des
19. Jahrhunderts konnte sich die Nation so weit aufrichten,
daß sie in der Kunst wieder ihre eigene Formensprache
fand. Vor allem war es die klassizistische Baukunst, in der