Bibliothek der Wiener Kaiserlichen Akademie der bildenden
Künste im Jahre 1800. Schon 1798 hatte er in Wien mit der
Herausgabe eines „Kritischen Verzeichnisses der allerbesten
Kupferstiche, die nach den berühmtesten Malern aller Schulen
gestochen worden sind”, begonnen. Das Werk blieb mit vier
Bänden bei seinem Tod im Jahr 1806 unvollendet, gleich wie
die von ihm begründeten „Annalen der bildenden Künste für
die österreichischen Staaten” mit erst zwei Bänden.
Der Weg der beiden Brüder überkreuzt sich. Johann Rudolf
beginnt als Künstler, wird aus der Bahn geworfen und findet
sich schließlich als Pfleger und Heger von Kunstwerken und
als Kunsthistoriker auf einem Geleise, das wie das schaffende
Künstlertum auch zur Füßlischen Familientradition gehört.
Johann Heinrich beginnt als Wissenschafter, entfaltet und er-
füllt sich aber als Künstler. Neben und nach den beiden
Brüdern werden die zwei Schwestern, Elisabeth, 1744—1780,
und Anna, 1749—1772, mit kurz bemessenen Lebensspannen
Insekten- und Blumenmalerinnen. Alle zusammen sind sie mit
dem Bruder Caspar in Winterthur und mit Vater Caspar und
Mutter die „Domus Füeslinorum”, das Haus der Füßli, „artis
pingendi cultrix”, das die Kunst der Malerei pflegt; wie
Johann Rudolf bei einem Besuch in Zürich im Jahre 1771
sie gezeichnet und radiert hat; den in Italien weilenden
Bruder Heinrich freilich nur nach der damals längst veralteten
Zeichnung von Bernhard Rode aus der Zeit der Reise zu
Spalding im Pommerschen Barth und des Aufenthaltes bei
Johannn Georg Sulzer in Berlin, nach 1763.
Der Knabe Heinrich atmet die Kunstatmosphäre des Eltern-
hauses als seine Lebensluff und vergräbt sich „mit unerwürg-
barem Trieb” in die Welt, die die seines Vaters ist. Er könnte
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