Die schwarze Kutte über dem weißen Kleid bezeichnet den
Mönch mit dem Nimbus als Dominikaner, das Lilienwappen am
Fuß des Tisches den ebenfalls mit dem Nimbus ausgestatteten
Gastgeber als französischen König. Thomas von Aquino ist der
berühmteste Kirchenlehrer aus dem Dominikanerorden, Ludwig IX.
der einzige Heilige auf dem Thron von Frankreich. Thomas von
Aquino hat 1245 bis 1248 an der Universität Paris studiert, später
dort gelehrt. Sein Biograph erzählt, wie er als Professor in Paris
von König Ludwig zur Tafel geladen sich in Gedanken vertieft und
plötzlich ausgerufen habe «jetzt bin ich fertig mit der Häresie des
Manichaeus» und darauf von dem neben ihm sitzenden Prior an
die Rücksicht auf den hohen Gastgeber erinnert worden sei. Die
Szene findet sich auch in einer dem Thomas von Aquino gewid-
meten Freskenfolge von etwa 1500 in der Dominikanerkirche zu
Regensburg; im «Sommerrefektorium» der Dominikaner in Bern
hatte das Bildnis des großen Lehrers einen Ehrenplatz. Die Basler
Tafel fügt sich leicht in die Beziehungen von Manuel zu den Berner
Predigern, die sich im Lux-Loyen-Annenaltar von 1515 und im
Totentanz von 1515/17 anzeigen. Für die genauere stilistische und
chronologische Einordnung ist die Freilegung des stellenweise
übermalten Bildes abzuwarten. Eine Prüfung vor dem Ankauf
durch Basel ließ eher eine freiere, durch die Arbeit am Totentanz
entwickelte Durchbildung vermuten, als wie die Tafeln von 1515
sie aufweisen.
Kat. Nr. Das Zürcher Bild stellt den Vorgang dar, da Christus die Jünger
Tafel x gefragt hat, wer die Leute sagen, daß er sei, und nach der Antwort:
«Johannes der Täufer, Elias, Jeremias, einer der Propheten»,
Petrus auf die neue Frage, wer denn sie sagen, daß er sei, antwortet:
«Christus, des lebendigen Gottes Sohn», und Christus entgegnet:
«Selig bist du, Simon Jonas Sohn, denn Fleisch und Blut hat Dir
das nicht geoffenbaret, sondern mein Vater im Himmel. Du bist
Petrus und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeine, und
die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Und ich will
dir des Himmelreichs Schlüssel geben. Alles, was du auf Erden
binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein; und alles, was
du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein». Die Über-
tragung der Gewalt, zu binden und zu lösen, an Petrus als Statt-
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