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Fabeln von Lafontaine in Verbindung zu bringen. Schließlich meldete
das Landesmuseum Darmstadt, daß es von Geßner neunundzwanzig
Federzeichnungen zu Lafontaine nach der Pariser Ausgabe von Fessard
besitze.
Fessard ist der Stecher der von Ph. J. Loutherburg und Ch. Mon*
net gezeichneten Bilder und Vignetten. Von den sechs kostbar ge
schmückten und gedrudcten Oktavbändchen sind die ersten beiden 1765
und 1766 erschienen. Die siebenunddreißig Federzeichnungen der
Ausstellung zeigen Verwandtschaft in verschiedenem Grad mit ihren
Bildern, doch nie ganz Übereinstimmung. Merkwürdig, daß sie zum
Teil Jahrzahlen 1764 und 1765 tragen und nach dem 1765 und 1766
erschienenen Buch kopiert sein sollen. Das 1766 datierte Titelbild weist
aber in der Zeichnung eine andere Darstellung auf, als im Band von
1765. Bei Fessard-Monnet krönen drei schlanke Grazien die Dichter*
büste, bei Geßner huldigen ihr der bucklige Aesop und alle Tiere
der Fabeln — wie auf dem Titelblatt des ersten Fabelbandes nach
Oudry. Der große Tiermaler hat 1729 bis 1734 für einen La*
fontaine gezeichnet, der mit 275 Bildern von 1755 bis 1759 in vier
Foliobänden herauskam. 1755 übersiedelte Loutherburg von Straß*
bürg nach Paris, er scheint dort nur den Abschluß dieses Werkes ab*
gewartet zu haben, um mit Fessard, der bei der Oudryschen Aus*
gäbe schon als Stecher mitgeholfen hatte, und Monnet, ihre großartigen
und treuherzigen Bilder in eine aufgeputzte und gefälligere Kleinaus*
gäbe umzumünzen. Die Zeichnungen, die Geßner von 1764 bis 1766
nach Loutherburg*Monnetschen Nachahmungen, oder nach den Tafeln
Oudrys vorbereitet hat, vielleicht zu einer Zeit, da er mit einem
Zürcher Lafontaine Paris zuvor zu kommen hoffte, sind unbenutzt
geblieben. Für einen unmittelbaren Zusammenhang mit Oudry spricht
bei Geßner die gegenständlich genaue Übereinstimmung der Zeich*
nungen mit 37 Bildern des ersten Bandes, die bald bewegtere, bald
ruhigere Strichführung und Schraffenlage, in der die Haltung der
unter sich nicht gleichartigen Oudryschen großen Tafeln sich wieder*
spiegelt, und die Feststellung, daß einige der vom Blumenmaler
J. J. Bachelier entworfenen Holzschnittvignetten genau verkleinert zum
Schmuck des «Abel» von 1764 und der «Gedichte» von 1765 in
das radierte Werk von Geßner Eingang gefunden haben <wenn sie
dahin nicht aus der von Choffard veröffentlichten Sammlung von Orna*