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einer außerordentlichen lyrischen Empfindsamkeit begabt,
den geheimsten Regungen der Seele und den undeut
baren Beziehungen der Menschen sichtbare Form zu
verleihen sich bemühte. Neben der Radierung und dem
Steindruck trat jetzt auch der Holzschnitt, der von den
Künstlern selbst geübt wurde, als wichtiges graphisches
Verfahren in den Vordergrund. Schmitt-Rottluff hat sich
seiner mit besonderer Vorliebe bedient und das Natur
bild in kühne ornamentale Rhythmen übertragen. Max
Pechstein hat in den Schiffern der Ostseeküste wie in
badenden Menschen am Strande seine bevorzugten Mo
tive gefunden. Erich Heckei kehrte von gewaltsamer
Umformung neuerdings zu einer lyrischen Naturnähe
zurück. Otto Müller hat knospenhafte Mädchenakte
zu zarten rhythmischen Kompositionen vereinigt.
Emil Nolde endlich, der Eindrücke des Hamburger
Hafens in grossartigen Schwarz-Weissblättern wieder
gegeben hat, folgt mit Vorliebe seinem Hange zu freien
Phantasien in oft merkwürdig geformten Gestalten. Als
Porträtist hat sich Oskar Kokoschka bemüht, das Seelen
leben der Menschen in beweglichen Formen zu gestalten.
In Dresden, wo die ältere Tradition durch Künstler
wie Robert Sterl und Max Feldbaucr in frei gezeich
neten Lithographien, die das bewegte Leben zu erfassen
suchen, noch jetzt eine starke Wirkung entfaltet,
ist heut eine Reihe jüngerer Graphiker am Werke, zu
denen so eigenartige Gestalter wie Kretschmar und
Otto Lange gehören, die vor allem als Landschafts-
radiercr berechtigten Ruf geniessen. Ihnen schliesst sich
Böckstiegel an, der mit starken Linien ausdrucksvolle
Gestalten in das Kupfer zu ätzen versteht, und Felix-
müller, der ebenfalls vor gewaltsamen Verzerrungen
nicht zurückschreckt, um heftigen Ausdruck wiederzu
geben.
Den Dresdener Landschaftern verwandt ist der Rhein
länder Franz M. Jansen, dessen einfache Naturanschau
ung ihn auf neuen Wegen zeigt, während sein Lands
mann, der Düsseldorfer Otto Pankok, auch die Land
schaft in gleichsam ekstatische Schwingung versetzt.