XIII
nisradierung zu bestätigen, oder bei der Abreise,
auf einen festlichen Anlass, ja nur als gelegent
liches fröhliches Lebenszeichen, an alle Kame
raden und die ganze Bekanntschaft ein frisches
Schwarz-weiss-Blatt flattern zu lassen. Ähnlich
mag man sich vorstellen, dass ein Verein zur
Ehrung eines hochgeschätzten Präsidenten, oder
eine Trauerfamilie zur Erinnerung an einen teuren
Verstorbenen ein derartiges Bildnis von einem
Künstler ausführen lässt und verteilt.
Im Gegensatz zur Gefälligkeit der graphischen
Verfahren ist die Bildnisminiatur höchst exklusiv.
In peinlich feiner Ausführung auf kleinster Fläche
zusammengedrängt, erlaubt sie an sich schon nur
die Besichtigung aus nächster Nähe, im eigent
lichen Tete-ä-tete. Jede Wirkung in die Weite
und in die Breite ist ihr versagt. An der Wand
verliert sie sich. So wird sie als zierliche Kost
barkeit im Glaskästchen aufgelegt, oder sie mag
als Bildnis der Braut und Pfand der Treue den
Bräutigam auf seinen Wegen begleiten und den
Eltern zärtlich geliebter Kinder Tag und Nacht
zur Hand sein.
Wenig ausgeprägt ist heute die Stellung der
Plastik innerhalb der Bedürfnisse der privaten