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eine Inangriffnahme dieses Stückes tat
sächlich Bewunderung verdient. Begreif
licherweise bemächtigte sich der Dar^
steiler oft eine starke Erregung und
immer wieder wurde die Frage laut: wie
wird das Resultat all unserer Anstren
gungen sein?
Mit dem Fortschreiten der Arbeit
wuchsen Zweifel und Befürchtungen.
Regisseur und Schauspieler, die an den
»bürgerlichen« Ton Tschechows gewöhnt
gewesen, gelangten bald zur Überzeu
gung, daß die Schlichtheit der »irdischen«
Dialoge Onkel Wanja's auf »Kain« über
tragen ein Unding sei und daß die Gefühle,
die man für dieses Drama in seinem
Herzen zu erwecken hatte, wenig Ge
meinsames besaßen mit den Gedanken
und Gefühlen gewöhnlich Sterblicher im
Hausröckchen und gestärkten Vorhemd.
Hier galt es in seiner Seele Gedanken
und Gefühle zu entzünden, wie sie die
ersten Menschen gehabt haben mochten,
als sie menschlich zu empfinden begannen.
Wahrlich, diese Gedanken und Gefühle
fluteten geläutert durch das Prisma »des
trauernden Genius zuBeginndes 19. Jahr
hunderts, doch das Pathos dieser Ge
danken und Gefühle trug weltlichen Cha*
rakter«. Indessen die jahrelange Gepflo=
genheit der Künstler, in Stücken aufzu=
treten, wo ein Iwan Iwanowitsch oder
eine Maria Iwanowna als Hauptpersonen
der Handlung zu fungieren hatten, bot
hierfür nicht das erforderliche Fundament.
Weiter — die schwierige Frage in
punkto der für das Mysterium am geeig
netst erscheinenden Dekorationen. Der
ursprüngliche Plan, in bemalten Leinwand^
zelten zu spielen, wurde verworfen. Es
mußte für die klassische Strenge der im*
neren Linie des Dramas der entsprechende
äußere Rahmen gefunden werden. Der
Bildhauer Andrejew wurde mit der Lö
sung dieser Aufgabe betraut. Eine von
ihm entworfene Skizze — das Innere einer
katholischen Kirche des Mittelalters —
Chagall, Das grüne Schwein (Aquarell)
Chagall, Eiffelturm