Volltext: Die weissen Blätter (3(1916),1)

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Gfossen 
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druA gelangt, eine Höhe des Daseins 
sich ergibt, die alles andere weit unter 
sich läßt, solche Erkorene aber entspre- 
Aend seltener noch wie in der Kunst vor- 
kommen, weil sie weiter Abgelegenes um* 
spannen und wieder zum Ausgleich bringen 
müssen, daß, wo diese Wage aber still* 
hält, die Würde des Gedankens nicht nur 
unbeschadet bleibt, sondern unsagbare 
Schwingungen erfährt. Nicht länger von 
dem Wörtlichen, dem Absurden, noch dem 
Betbrüderischen genarrt, vielmehr auf das 
in Platons Sinne Ballförmige erpicht, viel* 
mehr dem Verstechten, Verschleierten auf* 
lauernd, dringt ein solches Denken trium 
phierend zum Profanen vor und vindiziert 
es hinzu. Nun erst dem Verhaltenen, Ent 
zogenen, dem Eingeraupten, in Perspektiven 
Fortgetragenen und Flüchtigen auf der 
Spur, tut sich ihm dort das ewig Mutie 
rende, Ebbe und Flut, der Ozean, das 
Planetare auf, wo andere, von der Enge 
abgestoßen, verzagen und verziditen. — 
Daß heute, wo die Welt wie nie zuvor 
zu einem Jammertal versank, daß sich ihr 
da zum ersten Male die Umrisse der Ge 
stalt des Hirten vollgültig umschrieben, ist 
diese Tatsache keiner Deutung wert? Nicht 
Feind vom Feinde, nicht ihre Konfessionen 
scheidend, ist Gleichgewicht, das hoch und 
einsam über die gebeugten Völker ragt, 
bei ihm allein. Ist dies kein Innehalten 
wert? Die wahre Fahne, die alle umwallt, 
entrollte nur er. Und wer, Jud oder Heide, 
spottet heute diese Hirten ohne Herde und 
dennoch Hirten, wie nie zuvor,- nie zuvor 
so gebieterischen und so weithin deutlichen 
Reliefs, von der Wahrheit selbst gleichsam 
emporgehalten und hinausgestellt, aus der 
Ohnmacht erst geschaffen, wie es scheint.., 
Oder soll ich es in Währungen aus* 
drüdten, da sie es doch sind, welche diese 
.Zeit in ihre Bahnen warfen? Nun, wie zwei 
Münzen, für was sie gelten und nur auf 
ihren Klang hin und ohne Kommentar 
werfe ich sie hin: Wilson und Benedikt, 
Denn wer hörte nicht von selbst die sdiwere, 
gewaltige vor der hohlen und hinfälligen 
heraus? Wen erschreckte da nicht der Unter 
schied? Sogar Amerikaner, So viel Phantasie 
haben sogar sie. 
Nein, Herr Kraus, das war gedankenlos! 
Überhaupt — um von den Männern zu 
reden — meine ich, daß gegenwärtig kein 
Grund vorliegt zu ihrer Überhebung. Ich 
bin nie eine Frauenrechtlerin gewesen und 
dieser Bewegung gegenüber stets passiv 
geblieben,- aber ich muß schon sagen: daß 
nach vielen Dezennien eines ausschließlichen 
Männerregiments ein derartig vollendeter 
Wirrwarr zutage gefördert wurde, gibt doch 
zu denken. Man möchte da wirklich meinen, 
daß, wenn statt der Herren Sonnino, 
Berchtold, Poincare, Bülow, Churchill, 
Iswolski usw, die Damen <ich nenne keine 
beliebigen, sondern solche, die sich schon 
erprobten, die es wirklich gegeben hat, die 
mithin irgendwie weiter vorhanden sind), 
wenn statt ihrer Damen wie die Mark 
gräfin von Bayreuth, Maria Theresia, 
Katharina II, und die von Siena, Julie de 
Lespinasse und auch die alte Queen, daß 
wenn solche Frauen mehr im Vorder 
gründe gestanden hätten, statt ausgesAaltet 
zu sein, mit zu bestimmen, statt zu sAwei- 
gen gehabt hätten, daß dann .,, — es läßt 
siA niAts beweisen. 
Fest steht nur, daß die Dinge, wie sie 
ohne ihr Zutun und in dem selbstherr- 
liAen Männerstaat erwuAsen, u n m ö g I i A 
noA ärger oder noA verfahrener sein 
könnten, und daß bei einem solAen Er 
gebnis ihrer Regiekunst, wie wir es heute 
erleben müssen, die abgeworfene BesAei» 
denheit wieder in ihre ReAte treten könnte. 
Man dürfte, meine iA, siA sogar darauf
	        
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