Volltext: Die weissen Blätter (3(1916),1)

GCossen 
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im Hagel der Geschosse, 
im Feuer, Dampf und Blut, 
im Wirbel toller Rosse, 
bei Wolkenbrudi und Flut, 
soll ich geborgen schlafen?! 
Und nicht auf hartem Sand? 
Gott sollt' mich eher strafen! 
Heil! Ehre! Vaterland! <ab> 
König David; 
Ein Opfer aller Opfer singt sein Blut 
sich auf dem schmalen Pfade nach dem Rande, 
und ist der Himmelflut und ist dem Sande 
und ist der Erde atemzeugend gut. 
Ihm ahnt es nicht, vom Morgen aufgespart, 
in einer Wolke über kühlem Lande, 
daß er von Gottweißwem verwaltet ward. 
Bathseba: 
Mit westhin aufgelöstem, blondem Haar 
und einem Mantel von der Wolken Tönung 
nimmt Abschied alles, was mir Leben war. 
Ein neuer Atem tränkt mich mitVersöhnung. 
Laß um die Schale rund den Donner gehn, 
in deren Mitte brandbereit wir ragen. 
Midi drängt die Dunkelheit, ich soll dir sagen ; 
Mein liebes Scheit — laß mich in Flammen 
stehn! 
<Schon während des Vorigen der Himmel 
düster und gewitterhaft. Donnerschlag und 
Blitz, Ein Engel fahret nieder.) 
Der Engel: 
Mich schickt der Herr mit Flammenwort 
und Helle, 
ich hab vor dich das Gleichnis auszuschütten 
vom reichen Mann, der über seine Ställe 
nach eines armen Nachbars Wolle griff — 
Zuckt Mißmut, Rächer, auf dir im Gesicht? 
Willst du der frechen Willkür Handwerk 
legen? 
So treffe dich der gottgerechte Segen 
selbeigner Missetat, du Bösewidit! 
König David: 
Weh mir! Wer hilft mir sterben! 
Ach, schölle Erde schon 
mich Toten einzuerben! 
Mir graut auf meinem Thron. 
Nur immer Schritt um Schritt 
vom Atem fremd getrieben, 
wie ein dunkles Blatt in die Sonne geschrieben. 
Ein Regen fällt und schwemmt mich mit. 
Euch wird das dürre Holz erschlossen, 
euch tragen alle Ranken Laub. — 
Gott ist ein Fels und meinen Wurzeln taub: 
So falle denn <du hast Genossen) 
Stamm Israels, ein Gottesraub! 
<Er sinkt grimmig hin.) 
Der Engel <unsäglidi mild): 
Nicht also, Sünder, mit verkrampfter Faust, 
mit wildem Atem und gebäumten Adern, 
nicht mag der Herr, daß du ihn so erschaust. 
Will Staub und Erde mit dem Himmel 
hadern? 
Komm, öffne dich, laß fließen und ersprießen 
in meinem Lichtkreis deiner Ruhe Spur! 
Schon brenn' ich still und lasse mich um** 
schließen, 
und sei es bloß mit einer Tränenschnur. 
Schau, wie der Regenbogen auf und nieder 
zuHäupten uns ein lichtes Bündnis schwingt. 
Erhebe dich, versündigtes Gefieder, 
ob deine Stimme ausgelichtet wieder 
bis an die Grenze deiner Treue dringt! 
König David: 
Strahlende Eigenschaft 
zeigst du der Welt mir, 
Sprengst meine Einzelhaft — 
Erde gefällt mir, 
lieblich und bloß. 
Von dem verderblichen, 
ahnenfluch=erblichen 
Hochmut der Leidenschaft 
sag ich mich los.
	        
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