134 Gfassen
//////////////////////////////////////////////////////////////////////////✓/////////////////////////////////////////////////////////////////////
Zwar — an der Zinnen Kranz
wird mir verziehen
Urias Totentanz,
Bluten und Fliehen?
<Noch donnert es hohl)
War ich entflohn, wie er,
läg ich nach Gegenwehr
dunkel vor Abendrot,
selbstlos, getreu und tot —
ach, mir wär wohl!
Aber Versöhnung bricht
flammend aus letztem Licht,
braust mir ins Angesicht,
reißt mich aus Sünden rein,
läßt mich des Himmels sein.
Nicht durch den bangen Hain
irrend in bittrer Qual —
Triff mich zur Stelle
mit deiner Helle!
Ich bin die Welle,
Du bist der Strahl,
~k -k iV
Von der gesamten Wassermenge eines
Niederschlages verdunstet ein Drittel, ein
anderes sickert ein, eines aber wandert zum
Meere,
An einer sanften Böschung der Ufer»
hüften, unter wallenden, leicht angezündeten
Wolken, trübt es den Fluß bis auf den
letzten Grund, tausendjähriges Wurzel
werk umgerissen und in einer überstürzten
Nacht Mensch und Vieh nach dem Atem
getrachtet zu haben. Aber was wären wir,
da sich unserer Beklommenheit wieder das
goldene Feuer der Abendsonne bemäch
tigt, wenn wir es nicht an unseren Sünden
erlitten, daß wir nach dem ewigen Meere
reisen, liebe Freundin?
Riidoff Fucßs.
Bemerkungen des HerausgeBers.
Der Verlag teilt mit: Das Schauspiel
»Hans im Schnakenloch«, das das Heft
eröffnet, wird erst bei seiner Aufführung
nach dem Frieden als Buch ausgegeben.
Dieses Heft ist nach Schluß des Quartals
einzeln nicht mehr zu beziehen.
■k
Eduard Bernstein war sehr krank, Die
Veröffentlichung seiner Erinnerungen, die
im Dezemberheft begann, erfuhr dadurch
eine Verzögerung,
In den letzten Monaten haben sich die
Schwierigkeiten, unter denen die Heraus
gabe der Weißen Blätter leidet, noch be
deutend vermehrt. Um eine ausführliche
Erklärung für die vielfachen Unzuträglich
keiten zu vermeiden, mögen die Leser be
denken, daß unsere Zeitschrift von jungen
Menschen geschrieben wird, die der Krieg
• •
in alle Winde verstreut hat, Audi war
der Herausgeber monatelang abwesend.
Er bittet alle diejenigen um Entschuldigung,
denen er auf ihre Briefe nicht geantwor
tet hat,
•Ä-
Unterdessen hat mein ehemaliger Freund
Otto Flake in der Neuen Rundschau einen
Aufsatz über die Jüngste Literatur ver
öffentlicht, worin er einer Gesellschafts
anschauung den Garaus macht, die er »Ex
pressionismus« nennt. Ich könnte, ich will
ihm nicht antworten, wie eine reinliche
Auseinandersetzung es vielleicht verlangte,
und beschränke mich deshalb darauf, ihn
an einiges zu erinnern, was er, wenigstens
in seinem Aufsatz, vollkommen vergessen
zu haben scheint. Den Roman von Hein
rich Mann, den er kritisiert, zu erwerben,
hat er sich zur Zeit, wo die Weißen Blätter
vorbereitet wurden, lebhaft bemüht/ der
Roman wäre im ersten Jahrgang dieser
Zeitsdirift erschienen, den er als verant
wortlicher Schriftleiter gezeichnet hätte,
Flake hat sich überdies angeboten, für