Hans Leu war aus dem nahen aargauischen’ Baden‘ nach
Zürich gekommen. Das Neujahrsblatt 1843 der Zürcher
Künstlergesellschaft berichtet, daß aus der Kirche der
Drei Könige, dem Mattenkirchlein; in Baden der Sammler
und Händler „Herr von Speier älter‘‘in Basel Gemälde er-
warb, die mit weißen und roten Nelken bezeichnet waren.
An kleinen Restchen des Damastgrundes in dem Hans
Leu zugeschriebenen großen Zürcher Stadtbild hat J. Zemp
als Vorlagen die gleichen Schablonen festgestellt wie zum
Damast des Höllensturzes des‘ Zürcher Nelkenmeisters. Er
schließt daraus auf eine Werkstattverbindung wenn nicht
Identität der beiden Meister:
Die Folgerungen aus einer solchen Vermutung sind
weittragend. Der den archivalischen Quellen wohl bekannte
aber außer mit den zwei Stadtbildern mit keinen Denk-
mälern bisher verbundene Hans Leu kommt zu seinem Werk,
der bisher nur in einigen Bildern als Mann ohne Schatten
lebende Nelkenmeister zu‘ Namen und bürgerlicher Exi-
stenz. Mit den neuen Tafeln des Michaelaltars- läßt die
Probe sich leicht anstellen. Das Ergebnis läßt kaum ‚einen
Zweifel. Die Landschaftshintergründe der Anbetung und
des Jüngsten Gerichts sind von der gleichen Hand’wie die
Zürcher Ansichten. Formgefühl und Handschrift stimmen
überein wo immer der Vergleich einsetzt:'in der Baum-
zeichnung (mit der pinienzapfenartigen Grundform und den
hell aufgesetzten Lichtern), in den fürbaß schreitenden
roten Figürchen (der nicht übermalten Teile der Stadtbilder),
im Flußufer über der Anbetung und im Seeufer über dem
Grendeltor, im Kleinleben der weiter abliegenden See-
buchten, wo Schiffchen an Schiffchen sich reiht, in gleichen,
durchsichtigen Lasuren wie das Schiffchen im Fluß und der
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