Volltext: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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Fräulein Güssy lang, überlang, so was Langes haben 
Sie hoch nicht gesehen. Vorne platt wie ein Nudelbrett. 
Mit langen Zugstiefeln, grossen dunklen Kuhaugen und 
langen, wehenden Armen: zwanzig Jahre. Fräulein 
Traute kräftig, rosenrot, Hakennase. Stets kichernd 
und schamrot über den eigenen Busen, der prall und 
anbötig vorn abstand, und den sie stets eifrig bedacht 
war, mit beiden Händen über die Hüften hinunterzu 
glätten: achtzehn Jahre. 
Und Flametti sah sie an mit einem Auge voll Wohl 
gefallen beide. Und all dies Weiberfleisch wurde ein 
quartiert zu Fräulein Rosa, hinter den Bretterverschlag, 
zu den Turteltauben; wurde als Lehrkraft dabehalten, 
und suchte sogleich mit Eifer sich nützlich zu zeigen. 
Und Besuch kam nachmittags: Fräulein Raffaela, 
Tänzerin, und Fräulein Lydia, Tänzerin; beide vom 
Zirkus. Mit ihrer gemeinschaftlichen Mutter Donna 
Maria Josefa. 
Donna Maria Josefa war eine sehr preziöse Dame. 
Sie setzte beide Hände trommelnd auf die Tischplatte 
und liess ihre Augen schweifen, ohne den Kopf zu 
bewegen. 
Ihre Nase war etwas gerötet von Frost. Ihr Ge 
sicht beherrscht. Ihre schmalen, behaarten Lippen ver 
bargen ein Gebiss, das mit wahren Haifischzähnen be 
setzt war. 
Man stellte vorsichtig Kaffee vor sie hin und die 
beiden Töchter setzten sich zu ihrer Seite, je rechts 
und je links, und sagten: 
„Mama, ach Mama! Mama, nimmst du Zucker? 
Mama, nimmst du Milch? Mama, nimmst du Zwieback? 
Mama, nimmst dü Honig oder Gelee ?“
	        
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