Von Gottes- und Menschenrechten.
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Die scientia intuitiva in diesem Sinne ist nichts anderes und kann
auch nicht mehr sein als — die Psychologie. Wendet sie sich
dem Geiste zu, so begegnet sie der Inspiration. Ob sie aber
Determinanten für eine Erfassung der Willensfreiheit zu bieten
vermag, das scheint mir zweifelhaft. Zur Zeit des Kabaretts hat
Bergson uns viel beschäftigt; auch sein Simultanismus. Die Folge
war eine rein assoziative Kunst.
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Ich habe jetzt ein gebundenes Exemplar des Bakunin-Manu- 10. IX.
skripts. Es enthält nur die erste, die demokratische Hälfte. Was
folgt, wäre das Gegeneinander der Kongresse und Organisationen,
der Kampf mit Marx und Mazzini um die Internationale, die
Entwicklung der anarchistischen Theorie. Doch scheint mir mit
unter, das Buch ist ins Herz getroffen, während ich noch daran
weiterspinne. Es hat keinen Sinn mehr, und doch bemühe ich
mich noch. Wenn ich so arbeiten will, wenn ein simpler Gedanke
den ganzen Entwurf zu kassieren vermag, wohin soll das führen?
*
Im Buchladen finde ich ein Libell mit dem Titel: „Grünewald, 14. IX.
der Romantiker des Schmerzes“. Man muß sich vor solchem
Titel wirklich fragen: kann eine ganze Nation romantisch werden?
Sie kann es sehr wohl; sie braucht nur Qual und Moral als
Romantik zu empfinden. Dabei ist das Büchlein ganz nett. Jene
merkwürdige Mischung von Stern und von Kreuz, von Lyrik
und Realismus, die Grünewalds Stil bezeichnet, findet eine recht
zutreffende Erklärung; nämlich so: ,Die unerhörte Steigerung
gewisser Wirklichkeitsmomente hat zur Folge, daß alles gar nicht
mehr wirklich, sondern ganz märchenhaft wirkt, und auf den
märchenhaften Reiz hat es denn Grünewald auch vielfach in erster
Linie abgesehen. Das Märchenhafte wird erreicht in erster Linie