ein ewiger Erfolg: wird nur vom Einzelnen gegeben. Denn der ist keine Künstlich
keit, sondern ein Organismus, und infolgedessen ein Wille. Nur er ist eine wahre
Verkörperung des Geistes. Er kann helfen und nur ihm kann geholfen werden.
Bei einer Massenangelegenheit dagegen, — was an Wahrheit der Motive und
des Zieles kommt dort auf jeden — ? Auch Sie sind der Ansicht, daß Ueber-
tragungen der persönlichkeitsbegriffe auf die „Volkspersönlichkeit" tief unwahr
sind; aber Sie behaupten, daß die Masse ein Lebewesen für sich ist. Dies
scheint mir rationalistische Mystik. Oder hat die Masse eine lebendige Form,
einen willen?
Der andere:
Sie hat einen höheren willen, einen, der so hoch und total ist, daß er
einem Schicksal gleichkommt. Hier steckt der breiteste Abstand vom persönlichen.
Sehr schwer und undankbar, Ihnen dies allgemeine wollen, dies wollenmüffen
zu erklären. Es ist wie ein Faden, der sich durch alle zieht. Bei wem nun
der Punkt, durch den dieser Faden des Ganzen ihn durchläuft, gewissermaßen
in der richtigen statischen Höhe liegt, so daß er sich von Natur aufrecht im
Gleichgewicht an dem Faden aufreiht und dort mit der Allgemeinheit zusammen
hängt, — oder wer wenigstens aus gutem willen oder guter Berechnung, falls
jenes Loch durch seinen Individualismus unproportional liegt, sich bei den
anderen festhält —: wer also Mit-Slied einer Rette sein will —: dessen Einzel-
wille ist hiermit im wesentlichen erschöpft und er hat nur die Bewegungen
der ganzen Rette mitzumachen. Diese Bewegungen unterliegen ihren besonderen
Gesetzen; die ganz andere Gestalt der Rette paßt in andere Räume, für andere
Möglichkeiten, zu einem anderen Gott als der persönliche Mensch. Nur ein
Durchschnitt der sämtlichen Glieder-Willen kommt als Selbständigkeit den ein
zelnen zu. Der Rest ist Müssen, wer seine Epistenz so selbstlos ungleich unter
sich und alle zu verteilen vermag, wer mehr Gesamtschicksal als Persön
lichkeit hat, der ist eine Gestalt dieser Zeit und — ich warne Sie — unbe
dingt auch der Zukunft.
Der eine:
wenn ich mich warnen ließe, verdiente ich freilich einer Ihrer Durchlöcherten
zu sein. Ja, das System solcher Leute, die zugleich abstrakt und brutal sind,
hat jene Welt vvll Zwang und Abweisung eingerichtet, in welcher der Friede
sich fast noch häßlicher und unerträglicher abspielte als der Rrieg. Aber zu
dienen ist man nur wahr-bereit, wenn der Marschallstab in jedem Tornister
liegen darf. Zu echtem Leben ist man nur fähig, wenn jedem freisteht, eventuell
ein Genie zu sein. Und nur wer sich als freiesten Gegner der anderen fühlen
darf, findet auch die Möglichkeit in sich, ein Mitmensch zu sein. Denn der
Grund, weshalb die Tat aus ihm lanciert wird, ist das wissen und die Freude,
sich nicht einsam in der wüste zu befinden; — doch würde der hinausschießende
Drang wiederum sogleich untersinken, säße nicht, wie ein Motor im Torpedo,
auch die wüsteste Unabhängigkeit darin. Der Unbegleitete denkt an die Freunde.
Einsam und fern vom Notenwechsel und Generalstreit der Völker greift dieser
Frank Holt mit rührender Tat einen Rriegshelfcr an; — und sein Untergang
wischt ihn nicht aus dem Leben dieses Jahres.
Der andere:
Hat er etwas anderes als Schaden nach allen Seiten angerichtet? Er
ist gescheitert, weil er aus der allein wohltätigen Menge heraustrat, wir
haben die Zeit der Schlachten, nicht der Attentate. Auch die Heldenstückchen.