Volltext: Jahresbericht 1972 (1972)

die den Stab angenäherten Rechteckformen sich in die Tiefe gestaffelt 
mehrfach überlagern und indem sich die Dreiecksgrundform zum ange- 
schnittenen Kegel aus der Fläche herauswölbt und somit Kurve und 
Gerade miteinander verbindet sowie eine Verbindung zum planen Kreis 
herstellt. Mit dieser räumlichen geht schließlich eine materialmäßige 
Differenzierung parallel, indem wiederum drei prinzipielle Möglichkeiten 
einander gegenübergestellt werden: die opake, dunkle Fläche des Kreises, 
die metallisch reflektierende Oberfläche des Kegels, die helle Transparenz 
der liegenden Plexiglasstäbe. 
Angesichts dieser klaren, modellhaften Formulierung ist die Tatsache um 
so erstaunlicher, daß es sich bei diesem Werk nicht um eine Gestaltung 
handelt, der ein längerer vorbereitender Entwicklungsvorgang voran- 
geht, sondern daß die «Konstruktion Nr. 7» in dem Jahre entstanden ist, 
in dem Vordemberges Schaffen einsetzt. Diese frühe Meisterschaft ver- 
dankt der Künstler zweifelschne dem avantgardistischen Klima von 
Hannover, wohin er 1919 übersiedelte. Als zentrale Begegnung muß die 
Bekanntschaft mit dem russischen Konstruktivisten El Lissitzky genannt 
werden, der 1922-24 in Hannover arbeitete. Es sei aber auch an den 
ebenfalls in Hannover lebenden Kurt Schwitters erinnert, der als Künstler 
zwar in diametralem Gegensatz zu Vordemberge stand, diesen jedoch 1924 
mit Hans Arp und anfangs 1925 mit Theo van Doesburg bekannt machte. 
Es zeichnet Vordemberge-Gildewart aus, daß seine Kunst trotz diesen 
Begegnungen von Anfang an eigenständig war und niemals in ein Ab- 
hängigkeitsverhältnis geriet, wobei ihm diese Kontakte den Weg erspar- 
ten, über einen Abstraktionsprozeß zum direkten, konkreten Gestalten 
mit dem bildnerischen Grundvokabular zu gelangen. Vordemberge-Gilde- 
wart ist einer der ersten Künstler unseres Jahrhunderts, der sich ohne 
vorangehende Auseinandersetzung mit der äußeren Wirklichkeit und 
deren Abstraktionsmöglichkeiten direkt dem geometrisch-konstruktiven 
Schaffen zuwandte. Wobei bereits in den frühesten Werken wie der
	        
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