Volltext: Jahresbericht 1987 (1987)

angst gewährte Kunst Munchs wie Bestätigung oder Trost 
bedeutete. 
Die Ausstellung, vorgängig ım Museum Folkwang in 
Essen in einer kleineren Fassung von 75 Bildern - auch dort 
mit Rekordbesuch - gezeigt, verzeichnete ın Zürich, mit 4 
ausser Katalog gezeigten Werken, 113 Gemälde. Bei dieser 
seit 1927 grössten Kollektion von Ölbildern stand jedoch 
nicht so sehr die Anzahl im Vordergrund, sondern das 
Konzept, Munch einmal primär «als Maler» und unter 
quantitativ gleichwertigem Einschluss des Spätwerks nach 
1909 zu zeigen. Eine Folge von Meisterwerken und unbe- 
kannteren, häufig aus Privatbesitz stammenden Bildern 
breitete sich - chronologisch geordnet und thematisch 
konzentriert - in einer sanften Wellenbewegung durch den 
Saal aus, an pointierten Stellen durch Selbstbildnisse mar- 
kiert. Die ausserordentliche Qualität der Leihgaben ver- 
dankten wir vor allem der Grosszügigkeit, dem Vertrauen 
und der Freundschaft der norwegischen, andern skandina- 
vischen und deutschen Museen sowie der privaten 
«Munch»-Familie. Ganz gewiss aber auch der Tradition des 
Hauses mit drei grossen Munch-Ausstellungen 1922, 1932, 
und 1952 sowie der Person Wilhelm Wartmanns, dem mit 
Alfred Rütschi und Sigismund Righini in der Eingangs- 
halle eine «hommage» gewidmet war. 
Die Ausstellung wurde von Ihrer Königlichen Hoheit 
Kronprinzessin Sonja von Norwegen mit einer Rede 
eröffnet und gegen Schluss der Ausstellung mit einem 
zweiten, privaten Besuch beehrt. Diese Anerkennung einer 
Ausstellung, die wohl in die Annalen der riesigen Munch- 
Literatur eingehen wird, setzte sich ın der norwegischen 
Presse («die qualitätsvollste je gezeigte Gemälde-Ausstel- 
lung») wie in der schweizerischen und internationalen 
Presse fort. Auffallend dabei, dass die deutsche Presse eher 
am traditionellen ikonographisch bestimmten «Munch- 
Bild» festhielt, während die westschweizerische oder italie- 
nische Kritik unser Anliegen, auch auf den Reichtum der 
«Peinture» aufmerksam zu machen, mit Begeisterung 
aufnahm. Es scheint uns gelungen zu sein, unsere beiden 
wichtigsten neuen Gesichtspunkte so belegt zu haben, dass 
heute Munchs Werk in der bekannten Kraft seiner Emotio- 
nalität, aber etwas vielschichtiger, irritierender und etwas 
«heller» erstrahlt. 
AUSSTELLUNGEN IM ERDGESCHOSS (RÄUME I-III) 
Cristina Fessler / Rosina Kuhn 
Zwei bekannte Künstlerinnen der mittleren Generation 
zeigten ihre neuesten Werkgruppen: Cristina Fessler auf 
dem Boden entstandene, nun an die Wand geklappte, 
grossformatige Materialbilder, Rosina Kuhn eine zwanzig 
Nummern zählende Pastell-Serie zum Thema «Rücken- 
landschaften», das in grösseren Gemälden weiterentwickelt 
wurde. Gemeinsam war beiden Arbeiten, dass sie ıhren 
Ausdruck stark durch den Arbeitsprozess, aus der Gestik 
des «Mal»-Vorgangs gewannen. Neben diesen versteckten, 
inneren Bezügen beeindruckten Cristina Fesslers «Schich- 
tungsarbeiten» aus Bitumen, Sand, Kohle, Wachs oder 
Kreide durch ihre unmittelbare, ja archaische Wirkung, ein 
Resultat starker kompositioneller Spannungen, material- 
mässigen Verdichtungen und Entladungen, insbesondere 
aber auch der reduzierten Weiss-Schwarz-Kontraste. 
Gleichwohl vom Erlebnis des «Körperhaften» bestimmt 
erschienen Rosina Kuhns Rückenakte: die Künstlerin nicht 
selber inmitten des Bildfelds, sondern im unerbittlichen 
Gegenüber eines Modells. An den Pastellen liess sich der 
Weg vom «akademisch studierten» Akt zur malerischen 
«Rückenlandschaft» verfolgen, ein Weg der Auflösung des 
Gegenstands in schillernde Farbimpressionen, die sich auf 
den Grossformaten zur spontanen, gestisch geprägten 
Form erweiterten. So verband sich Rosina Kuhns Bega- 
bung fürs Portrait symbiotisch mit ihrer Lust an der 
Improvisation. 
angelica, anna und andere schwestern von gestern 
Eine Veranstaltung der GSMB +K-Sektion Zürich 
Nachdem im Jahr 1985 mit den Zürcher Sektionen der 
beiden Künstlerverbände GSMBA (Gesellschaft Schweizer 
Maler, Bildhauer und Architekten) und GSMB+K 
(Gesellschaft Schweizer Malerinnen, Bildhauerinnen und 
Kunstgewerblerinnen) vereinbart worden ist, dass diese 
alternierend im Zweijahres-Turnus Gastrecht in den Erdge- 
schossräumen des Kunsthauses geniessen sollen, verzich-
	        
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