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Die Psalmen des Krieges.
Gott Krieg sang:
S ü n d f 1 u t:
Ich kam in den Regenwolken.
Sturm war mein Atem, und Blitz mein Auge.
Ich sah Euch, Menschenvölker, und weinte.
Meine Tränen rannen, in Strömen stürtzten sie erdwärts,
und es ward die große Flut.
Die Menschen kauerten auf den Felsen und schrieen.
Es ging ein großes Sterben durch die Welt.
Da die Welt aber gereinigt war, ließ ich meine blauen
Augen strahlen und setzte den glitzernden Bogen
auf mein Haupt: das Zeichen des Friedens und der
Eintracht.
Geschlechter, die kamen, nannten jene Flut — Sündflut, und
sie nannten sie mit Schrecken.
Geschlechter, die kamen, hörten von jener Flut, und sie
hörten von ihr mit Grauen.
Geschlechter, die kamen, lasen von jener Flut, und sie
lasen von ihr mit Staunen.
Doch Ihr, Geschlechter dieser Tage, Ihr, sähet, hörtet und
laset nicht von ihr.
Euer Gang wurde fest und steif, Euer Blick hart und kalt,
Eure Herzen waren aus Eisen und Stahl.
Liebe hieß Euch Kinderspiel, Propheten schaltet Ihr Narren.
Glaube war ein duftiges Sommerkleid, das schneller blich,
denn Blumenrot. Euer Glaube war allein Eure
Größe. Und sehet, diesen Glauben kam ich, Euch
zu nehmen.
Ich setzte mein Horn an die Lippen und sprang auf meinen
schwarzen Hengst.
Ritt durch das Land, als der Himmel mit blutigen Fingern
die einsamen Pappeln am Wegrand umkrallte, und
das Schweigen war mein Lied, die Einsamkeit mein
dröhnender Herold.