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nis Oder ein latenter oder offener Kampf möglich.
Ein Bündnis, um mit einer langsamen Penetration
mittelst ider nnerlösten Volksgenossen die eigene
Machtsphäre an vergrößern (siehe Deutschland) oder
Kampf zur Befreiung derselben uhd zur Erlangung
der natürlichen Nationalgrenzen (siehe Italien-
Serbien).
Der österreichischen Politik ist es bis vor dem
Kriege gelungen, mit Anwendung der Bündnis- oder
Einschüehterungsmethode sich dem Auslande gegen
über zu halten, das davor zurückschreokte, in dieses
Wespennest der unbeschränkten Möglichkeit einzu
greifen. Es wunde auch gleichzeitig ials Pufferstaat
zwischen den imperialistischen Bestrebungen seiner
Nachbarn benützt. Diese Stellung über in der euro
päischen Politik bedeutet nichts anderes als ein ewiges
Hinausschieben der Lösung einer gefährlichen Frage.
Es ist daher klar, daß der Staat, der heute sein
Bestehen nur noch auf Prinzipien gründet, die die
Evolutionsgeschichte der Menschheit bereits über
wunden hat, verschwinden muß, um nicht ein dauern
des Hemmnis für den menschlichen Fortschritt dar
zustellen. -
Es ist nicht mehr möglich, die Lösung dieser Frage
aufzusohieben, da ja der Kampf, der heute ausgefoch-
ten wird, unter anderem das Ziel verfolgt, jene Pro
bleme au lösen, die aus Furcht vor einem Weltkriege
in den vergangenen Jahrzehnten unentschieden blieben,
obschon die Unsittlichkeit gewisser Verhältnisse bereits
unerbittlich vom menschlichen Bewußtsein in ihrer
Haltlosigkeit verurteilt war. Nach diesem Kriege Prin
zipien aufrecht zu erhalten, die den Hauptgrund des
gegenwärtigen Krieges abgaben, wäre ein Verbrechen
an der Menschheit. Der Krieg muß den Weg einer
freien und friedlichen Entwicklung der Nationen ebnen
und alle Bande lösen, die uns an Zeiten und Systeme
fesseln, die der menschliche Fortschritt bereits im
Geiste überflügelt hat.
Oesterreich, das bereits 1848 seine eigene Lebens
fähigkeit verwirkt hatte, hätte längst nicht mehr be