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DAS „GÜTIGE“ ÖSTERREICH
von Gottfried Beck.
(Nummern 70 und 71, 12. und 15. Dezember 1917.)
Motto: „Der Mittelpunkt des österreichischen
Wesens aber ist die Güte. Der Oester
reicher ist ein Mensch, der gut sein
können muß, um glücklich zu sein. Er
ist groß in Güte, tapfer um der Güte
willen, er schafft Schönheit in Güte und
ist vollkommen einzig in der Güte seines
Herzens. Die Güte gibt Oesterreich Ton
und Farbe.“ (Aus dem Buch „Oester
reich. Erde und Geist“, von Prof. Dr.
Erwin Hanslik, Wien.)
Im österreichischen Parlament hielt der süd
slawische Abgeordnete Tresitch-Pavitschitch anläß
lich der Budgetberatung eine Rede über die Politik
der Unterdrückung und Ausrottung, die die öster
reichisch-deutsch-magyarischen Machthaber gegenüber
dem unglücklichen südslawischen Volk zur Anwendung
bringen. Das kroatische Blatt „Novosti“ publizierte
die von dem Abgeordneten selber übersetzte Rede.
Allerdings nicht die ganze Rede; denn nachdem die
wörtliche Wiedergabe in den Nummern vom 24. und
25. Oktober begonnen hatte, mußte die Zeitung am
26. Oktober mitteilen, daß die Zensur die Fortsetzung
verboten habe.
Wir lassen das Wesentliche aus dem in den „No
vosti“ erschienenen Teil dieser furchtbaren Anklage
rede hier folgen:
Wie immer, heißt es in der Rede, ist unser Volk
in diesem Krieg in die vordersten Feuerlinien gestellt
worden, dem Feuerhagel bis zur vollständigen Ver
nichtung ausgesetzt, während das gleiche Volk auf
dem heimatlichen Boden systematisch ausgerottet
wurde durch Strang, Blei, Bajonett, Kerker, Depor
tation, Verbannung, Evakuation, durch Ausnahme
gerichte, durch Hunger, Barackenlager und absicht
lich herbeigeführte Krankheiten. Schon vor dem