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Wort für eine Schiebung gehalten habt; ihr, die ihr nie den leisesten Hauch
spracht gegen die grosse, öffentliche, riesenhafte Zwangsgewalt — nun in
dieser Angst um die letzte Stunde eurer Literaturgerippe versucht ihr eilig
ein Geschäft mit Christus und haltet den Unterdrückten die Predigt gegen
die Gewalt.
Aber ihr, deren einzige Tat stets war, zu leugnen, dass Gutes oder Böses,
Freiheit oder Zwang, Wert oder Sünde herrsche — ihr seid verdammt, die
letzten Zuckungen der Gesellschaft, aus der ihr kröchet, mitzutanzen. Ihr,
die ihr nicht wolltet ausserhalb dieser Gesellschaft bleiben, euch werden nun
dieselben Riesensohlen des knirschenden Vergessens zu Brei treten, und der
heisse Wind, der um die Erde geht, wird euch als stinkenden Staub zerwehen,
und als kalkiger Schleim werdet ihr niederfallen auf dem Urgrund von ewigen
Weltmeeren.
Unrettbar seid ihr, und jetzt nur noch am Leben, weil der Tod selbst
euch seine Verachtung ins Gesicht gespieen hat, und letzten Ekel trägt, nach
euch zu greifen.
ß. <R.
Gßrenstein
Diese entschlossene Zeit ist doch nicht ganz ohne Einfluss auf die künst
lerische Produktion. Der Krieg hat nicht nur, die Kunst anlangend, die
Wirkung geübt, Bildhauer, Maler, Dichter in Massen umzubringen, — soweit
er sie nicht umgebracht hat, sie in Massen zu verelenden, — soweit er sie
nicht verelendet hat, ihnen die Schaffenslust zu nehmen. Aber es gibt Men
schen, die mit dem Krieg auf ihre Weise agressiv fertig werden.
Zunächst dieser (Albert Ehrenstein, „Die weisse Zeit“ bei Georg Müller,
München und „Der Mensch schreit“ bei Kurt Wolff, Leipzig), den ich vorhebe,
lobt den Krieg nicht. Der Kriegsgott sagt bei ihm: „Aber aufreckend das
wildbewachsene Tierhaupt, den Menschen feind, zerschmettre ich, zerkrachend
schwaches Kinn und Nase, Kirchtürme abdrehend vor Wut, Eure Erde. —
Rot umblüht Euer Blut meinen Schlächterarm, wie freut mich der Anblick!—
Bleibt noch ein Rest nach Ruhr und Pest? Aufheult in mir die Lust Euch
gänzlich zu beenden!“ Einmal sagt der Waldesalte: „Es hat die Seele keinen
Bosporus noch Vogesen.“ Das Gedicht endet: „Seine Haare starrten, eisweisse
Mastbäume, und spiessten, umblutete Spiesse, die nachtgeschlagenen Heere.
Kläglich blökten Kanonen.“ Der Geist, aus dem diese Gefühlswerte stammen,
das Auge, das diesen Blick wirft, ist uns bekannt. Hier wirft sich eine sehr schwere
und sehr beschwerende Seele und greift nach sich selbst. Ein ganz wilder
Grimm, ein ganz verzweifelter Hass wird gegen die Schönheit, das Weib,
die Erde geschleudert, bisweilen tollwütig, aber diese Raserei zerfetzt nicht
die Form. Es kommt zu Ausbrüchen, die für unsere Literatur unerhört sind.
„ Ich vergass mich zu hüten vor dem Giftschleim der lasterzähnigen Äffin,
vor dem wahllosen Schlund der unreinen Seekatze.“ „Fern schwingt sich ihre
Brunst im Tanz mit einem zahlenden Hengst. — Möge ein Nashorn Euch