14
Fremder: In den Zeitungen steht aber, daß im vorigen Jahr das
Bauernvolk 700 Millionen — eine Million ist tausend mal tausend Rubel —
also 700 Millionen Rubel in Schnaps vertrunken hat.
Bauer: Trinken denn wir allein? Man muß nur sehen, wie die
Popen saufen, Nummer Eins! Die Herrschaft macht’s auch nicht schlecht.
Fremder: Das ist aber nur ein kleiner Teil, der Hauptteil fällt
doch auf die Bauern.
Bauer: Na, soll man am Ende gar nicht trinken?
Fremder: Nein, ich meine bloß, wenn man 700 Millionen im Jahr
für Schnaps übrig hat, da kann’s ja nicht gar so schlecht stehen. Denk einer
an: 700 Millionen, keine Kleinigkeit!
Bauer: Wie soll man aber ohne Schnaps auskommen? Wir haben
den Schnaps nicht ausgedacht, wir werden ihn auch nicht abschaffen:
Ein Kirchenfest, eine Hochzeit, ein Totenschmaus, oder wenn man einen
Handel begießt — wie wollte man das ohne Schnaps machen? Es ist
nun einmal Brauch.
Fremder: Es gibt aber Menschen, die nicht trinken. Und leben
doch. Viel Gutes habt Ihr am Schnaps auch nicht.
Bauer: Mehr Schlechtes als Gutes.
Fremder: Da sollte man also lieber nicht trinken.
Bauer: Ob man trinkt oder nicht — zum Leben langt es doch
nicht. Es fehlt an Land. Hätten wir Land, so könnte man immerhin noch
leben, aber das Land ist nicht da.
Fremder: Wieso denn? Wo man hinblickt, überall ist doch
Land da.
Bauer: Ja, Land ist schon da, aber es gehört nicht uns.
Fremder: Nicht Euch? Wem gehört es denn?
Bauer: Wem? Man weiß ja wem. Unser Dicker, zum Beispiel, der
allein hat 1700 Desjatin (Hektar) Land ganz allein, wir haben nicht
einmal Land genug, um Hühner zu halten. Nächstens müssen wir ge
radezu das Vieh abschaffen, weil wir keine Weide haben. Gerät aber ein
Kalb oder ein Pferd von uns auf seine Weide — sofort gibt’s Strafe;
verkauf dein Letztes und zahl!
Fremder: Wozu braucht er denn allein soviel Land?
Bauer: Wozu? Er weiß schon wozu: er sät, erntet, verkauft und
legt das Geld auf die Bank.
Fremder: Kann er denn so ein Riesen stück Land beackern und
bebauen ?