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vor einer Stunde kurz hintereinander eingeliefert worden waren, saßen
aufrecht auf den Pritschen.
Schneller als die Frage: .Sind die Gasleichen vielleicht infolge der
ganz besonders frischen Ventilatoren- und Eisluft wieder zu sich gekommen?*
in seinem Kopfe entstand, sprang er zum Sauerstoffapparat, mit den roten
Schläuchen zu den zwei Wiedererwachten, schob ihnen die Mundstücke
zwischen die Lippen. „Tief einatmen!“ Und rannte zum Apparat zurück,
drehte die Kurbel.
Die mächtige Totenglocke läutete weiter.
Ein Lächeln, so winzig und fein, als habe er es aus der endlosen
Ferne des Todes mit herüber ins Leben gebracht, saß zwischen den halb
geschlossenen Augenlidern des Philosophen.
Die weißgesichtige Ladnerin hatte das klare Gefühl, daß sie wieder
bei Bewußtsein war, noch nicht erlangt.
„Tief . . . gleichmäßig und tief ... einatmen ... und ausatmen . . . und
einatmen“, bat der kurbelnde Wärter.
Die summenden Horizontalventilatoren beschirmten das Atemtempo.
Die achtzehn nicht wiedererwachten Leichen umgaben — wie an den
Fronten die Helden toten ihre noch mordenden Kameraden — bleich und
blau, steif und krumm, blutig, totenstill und ungeheuer interesselos die zwei
Atmenden,
Der Philosoph war schon bei dem Gedanken angelangt: ,Ich hatte die
Einberufung bekommen, hatte mich konsequenterweise umgebracht, war ...
tot im Leichenschauhausegelegen. Das ist ein Vorteil. Jetzt werden sie mich
wohl in Ruhe lassen. Werden doch wenigstens einen, der von den Toten
auferstanden ist, in Frieden lassen. Werden doch nicht zum zweiten Male
versuchen, einen konsequenten Geist in den Kasernenhof zu stellen, um
ihn für den Menschenmord brauchbar zu drillen. Man hat doch auch
Christus, nachdem er gestorben und wieder auferstanden war, nicht noch
einmal gekreuzigt.* Das ferne, kleine Lächeln der Befriedigung steckte
noch immer zwischen seihen halbgeschlossenen Augenlidern.
Während er folgsam atmete, saß er in Gedanken schon wieder am
Schreibtische bei seinem unvollendeten Lebenswerke, dessen Geist und
Idee dem Kasernenhofgeiste entgegengesetzt waren.
„Einatmen! Ausatmen! Tief atmen!“ Der Wärter schaltete den Strom
für den elektrischen Betrieb des Sauerstoffapparates ein,
sprang hinüber in sein Privatzimmer, um einen leichten Tee für die
Wiedererwachten zu kochen.