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Wie Furchtbares dieses Volk sich gefallen lassen muß, sah ich am
schauerlichsten an einem auf sogenannte „Tiefe“ abgestellten literarischen
Unterhaltungsaufsatz der „Frankfurter Zeitung“, dessen Verfasser straflos
sagen durfte: „Das Drama der Zukunft wird nicht ethisch, sondern meta
physisch betont sein.“ So meint also dieser Mann und Seinesgleichen, mit
der bloßen Feststellung des Totschlages an einem Menschen alle geistigen
Verpflichtungen erfüllt zu haben. Und er meint, wenn er Welt, Gott,
Leben sagt, so sei das etwas anderes als das ethische Ziel des Menschen.
Dieses Bureaubeamtentum des Geistes ist jene Denkart, jene menschen
ferne Lässigkeit, jene ethische Passivität, die nicht nur den Krieg möglich
werden ließ, sondern die das Innere des Krieges selbst ist.
Aber die wahren Führer? die Geistigen? Von den Alteren, den ruhm
voll, hoffnungsheimlich genannten ist zu sprechen, von denen, deren Name
ihnen selbst die größte Verantwortung auferlegt. Im vierten Kriegsjahr,
im Jahr 1 917, veröffentlichte der freiheitliche Dichter der neuen Deutschen,
Heinrich tfflann, einen Roman (Verlag Kurt Wolff in Leipzig) „ftie Firmen“.
Und sein vollkommenes Gegenstück, der Seher, in deutscher Verssprache,
clief an Qeorge, eine Dichtung (Verlag Georg Bondi in Berlin) ,, c Der Hrietf*.
Heinrich Mann hat durch ganz hoch gefaßte und ganz geistig fordernd
ausgedrückte Aufsätze (die seine nur gesellschaftschildernden Dramen und
Romane psychologisch-imitatorischer Art weit überragen) den Versuch zu
einer geistigen Umwälzung des denkenden Bürgertums gemacht. Stefan
George war bis zum Kriege strengster Ablehner der zivilisatorischen Roheit
dieser Zeit und Verkünder eines außerzeitlichen, religiösen Gemeinschafts
zieles. (Wenn man aber nicht nur die behaupteten Begriffe liest, sondern
den wirklichen Körper der Georgeschen Verse selbst anschaut, so findet
man, daß die von ihm erstrebte Gemeinsamkeit gar nichts Zukünftiges
war, sondern nur die intuitiv sublimierte, dichterisch geformte Darstellung
des gegenwärtigen Disziplinschrittes.)
Heinrich Manns Buch von den „Armen“ soll der Roman vom Kampfe
des Sozialismus sein. Irgendwie also ein Buch der Freiheit. Georges „Krieg“
soll auf die menschliche Wurzel des Krieges führen und aus ihr in die
Zukunft der Welt sehen. Also irgendwie eine Prophetie vom Menschen.
Der — essaystische — Freiheitsfreund und Demokrat Mann schreibt
einen Roman zum Kampfe zwischen dem proletarischen Denken und dem
Großkapitalismus. Die Hauptperson ist ein junger sozialistischer Arbeiter,
An einer Dialogstelle heißt es sogar: „Geradezu ein Anarchist“. „Das bin
ich!“ antwortet darauf der Held Heinrich Manns. Was stellt sich der