Volltext: Kataloge von Ausstellungen der Künstler-Gesellschaft Zürich 1868-1895

10 
Bei solchen einfach ceremonialen Darstellungen verblieb es 
aber nicht. Schon aus der ersten Hälfte des XYI. Jahrhunderts 
giebt es Scheiben mit ausführlichen Scenen biblischen und alle 
gorischen Inhaltes. Andere Vorstellungen kamen dazu : Schil 
derungen aus der Schweizergeschichte, aus dem Berufs- und 
Tagesleben, von festlichen Anlässen, wie sie in Trinkstuben und 
zünftigen Kreisen begangen wurden, Anspielungen auf die 
Reformation oder politische Zustände, die in der Regel an Deut 
lichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. 
Man sieht, wie der Holzschnitt und Kupferstich, so war auch 
die Glasmalerei ein Feld geworden, auf dem sich die Phantasie 
der Künstler in allen nur denkbaren Stoffen erging. Aber auch 
die Technik hatte sich inzwischen zu der höchsten Stufe der 
Vollendung emporgeschwungen. Die Feinheit und Sicherheit 
des Schliffes, die Zartheit der Töne, besonders gebrochener 
Farben : des Weinroths, eines sammtenen Grüns, des duftigen, 
linden Blau, von Violett und Purpur, dann wieder die Raffinirt- 
heit im Aufträge der Schmelzfarben und ganz besonders die 
Kraft der Zeichnung und Modellirung, die so herzhaft, auch 
flüchtig zuweilen, und dennoch stets dem Wesen der Technik 
und dem gewünschten Effecte entsprechend ist, das sind Vor 
züge, die unsere höchste Bewunderung erregen, und welche zu 
erreichen die Kunst der modernen Glasmaler trotz allen Fort 
schritten der Technik auch nicht im Entferntesten befähigt ist. 
Weithin waren darum unsere schweizerischen Glasmaler berühmt 
und gesucht, selbst in Nürnberg, der alten Hauptstätte deutscher 
Kunst finden wir sie durch Aufträge beehrt und durch namhafte 
Werke vertreten : Christoph Murer durch eine Suite prächtiger 
Scheiben aus den Jahren 1597 und 1598, die für Nürnberg 
bestellt, heute eine Zierde des germanischen Museums bilden, 
und Jacob Sprüngli, gleichfalls ein Zürcher, der nach Entwürfen 
seines Landsmannes, des berühmten Holzschneiders Jobst Ammann 
im Jahre 1601 das Tucher’sche Fenster in der Sebalduskirche 
malte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.