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in grosser Zahl geschaffen wurden und noch heute in ländlichen
Wohnungen öfters getroffen werden.
Fast ein Jahrhundert ist es nun her, seit die letzten aus
alter und ununterbrochener Uebung hervorgegangenen Werke
der Glasmalerei geschaffen wurden, denn bald darauf kam eine
Zeit, die bei der Missachtung, in welche der Nachlass des Mit
telalters gerathen war, auch dieser Kunst ihr Ende, und zahl
reichen Denkmälern derselben einen frevlen Untergang bereitete.
„Diese gemalten Scheiben — hiess es in Freiburg — macheten
sehr finster, schwer und dumm“ und aus Basel wird berichtet,
dass man die Glasgemälde des Münsters um den blossen Ersatz
des farblosen Glases dahingegeben habe, während in anderen
Schweizerstädten noch brutaler verfahren wurde, derart, dass man
die herrlichsten Scheiben einfach zu Scherben verstampfte undfässer-
weise sie in die Glashütte zu St. Blasien im Schwarzwald spedirte.
Spätere Generationen und die Gegenwart haben diesen
Schöpfungen wieder eine pietätvollere Gesinnung zugewendet.
Man fängt an ihren Werth zu verstehen, sie eifrig zu sammeln
und erfolgreich nachzuahmen zum Schmucke der Kirchen und
selbst profaner Bauten.
Leider scheint es, als ob diese Umkehr bei uns eine fast
verspätete sei, denn nur zu lange schon haben fremde Kenner
und fremde Liebhaber die Schweiz zum Felde ergiebiger Glücks
käufe erkoren, die heute noch — der Vorschlag zum Verkaufe
der Königsfelder Fenster hat erst in jüngster Zeit von sich reden
gemacht — ihr Ende nicht erreicht haben dürften.
Zu zeigen, was eine pietätvolle Gesinnung zu retten und
wahren vermag, durch den Anblick solcher Schätze Kenner und
Liebhaber zu erfreuen und neue Freunde der Kunst zu erwerben,
das ist die Absicht, in welcher Zürich’s Bewohner ihr Bestes
hievon zu dieser Ausstellung vereinten.
ZÜRICH, im Mai 1877.