69° Durch eine sprachliche Formulierung wird ein be-
trübsamer Zustand (Rheuma, la puree, Mißwachsenheit)
keineswegs erträglicher ... Anfangs ist es zwar oft, als
gewänne ein Gedanke durch mehrere Formulierungen;
später aber, als verlöre er dadurch sehr; und endlich genügt
eine einzige, um ihn völlig lächerlich zu machen. Ein
Gedankengang? Ein Kreuzweg. Man kann ihn stunden
lang nach allen Wind-Richtungen hin ins Endlose fort
setzen . . . Letzthin okuliert: jeder Gedanke ist ein (zu
mindest leichter) Wutanfall. Gegen die unverschämte Ruhe
und Sicherheit der Umgebung, inklusive die Geistportiers.
Doch diese geballte Einsicht macht nur noch wütender. Ist
es nicht am sinnlosesten, wütend zu sein? . .. Eine kleine
Beobachtung zur Disposition: oft, wenn man gänzlich sinnlos
tobt, begibt sich das Gefühl, das (pepepe-pepere) — Leben
hätte in diesem Augenblick einen Sinn bekommen. Das
Wüten wäre also das Leben selber? Zwar gewiß: Wut
enthält am meisten Aufrichtigkeit: zwar gewiß: alle rest
lichen Zustände sind nur dadurch auszuhalten, daß die
Wut verborgen bleibt oder daß der Herr sich verstellt . . .
Dennoch: Sinnlosigkeit, auf ihrem höchsten Punkt angelangt,
ist Wut, Wut, Wut und noch lange kein Sinn . . .
70° Kein Geld haben, ist fast ein Gegenbeweis. Welches
haben, eine Katastrophe. (Jede Gesinnung schändet.)
71° Nach einem guten Diner gelingt mir am stattlichsten
die Überzeugung, daß kein Trottel sich so oft für so trottel
haft hält wie ein (nun ja) — Nichttrottel. Das ist aber
auch der ganze Unterschied. Pas la peine! Jeder aufrichtige
Nichttrottel ist zudem Zyniker. (Zynismus: äußerster Man
gel an Einseitigkeit!). Vom Zyniker zum Exzedeur ist
übrigens nur ein — pas (la peine?). Das vorderste cynisme
wird derart vielseitig, daß es wieder einseitig gerät. Das
bemerkt man natürlich und wird wütend. Der unaufrichtige
Nichttrottel: . . . dieser Mensch ist gut. Wem ist noch
nicht speiübel? . . . (Wem ist noch nicht wohl?)