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Das Wort und das Bild.
gen, die nur verdecken sollten eine Unreife, die mir bewußt war
und die ich doch nicht eingestehen wollte. Irrwege der Scham:
vielleicht ist das die Jugend, vielleicht ist es die Romantik. Im
Vordergrund Berufe, eine Bühne der verschiedensten Interessen
und Leidenschaften, um zu verdecken und um in Ruhe wachsen
und reifen zu können.
*
Renaissance des Christentums aus dem Orient. Der Westen,
unsere Heimat, widerstrebt. Können wir umkehren und wieder
Christen werden? Es sieht vielmehr so aus, als ob die Russen
dem Westen erliegen sollten. Vielleicht wird es ein Tausch werden.
Wir übernehmen die Orthodoxie und geben ihnen die Maschine
dafür. Die bisher passive russische Welt wird gezwungen, zu
schießen, zu töten, sündig zu werden. Sie erlebt ihren Sturz aus
dem reinen Traum in die westlichen Diabolismen. Sie wird be
fleckt. Vielleicht erhebt sie sich danach doppelt stark und ver
langt ihre Reinheit zurück.
*
27.8X1. Die Reformation war eine politische Gehorsamsverweige
rung. Die Beweisstücke sind eklatant.
1. Melanchthon erkennt den Regierten kein Widerstandsrecht
zu, sondern empfiehlt Resignation und Entsagung. Auch bei Über
betonung der Gewalt und Ungerechtigkeit.
2. Vor der Einberufung des Augsburger Reichstags hatte der
Kurfürst bei Luther und Melanchthon angefragt, ob man dem
Kaiser Widerstand leisten dürfe. Beide hatten die Frage verneint
(6. März 1530).
3. Melanchthon hofft, seine Sache mit List und Diplomatie
durchzusetzen. Die Augsburger „Apologie“ ist dazu bestimmt,
von den Protestanten den Vorwurf der Ketzerei abzuwehren, die
der Kaiser zu bestrafen befugt war.